Südseeparadies Tahiti

21. Oktober 2017 4 Von Nicole

Beim Anflug auf Tahiti ist es leider schon dunkel und so kann ich keinen ersten Blick auf die Insel erhaschen. Umso schöner ist es, auf dieser Insel mit richtig schöner Hula-Musik begrüsst zu werden.  Die Drei zaubern mir gleich ein Lächeln auf’s Gesicht und ich bin voller gespannter Vorfreude auf meine Zeit in Tahiti.

Natürlich weiss ich auch dieses Mal nicht so richtig, was mich hier erwartet, aber das macht ja immer auch einen Teil des Reisespasses aus! Ich habe dieses Mal ein Bett in einer privaten Villa gebucht. Die Beschreibung auf der website war ein bisschen verworren, aber die Bewertungen waren ziemlich gut und nun lass ich mich halt mal überraschen. Die Vermieterin wollte mir jemanden schicken, der mich abholt und zur Villa bringt.

Immigration ist dieses Mal eine ganz einfache Sache, denn Tahiti gehört irgendwie mit zu Frankreich und somit habe ich mit meinem deutschen Pass keinerlei Schwierigkeiten. Leider bekomme ich auch keinen Stempel in meinen Pass, sogar auf Nachfrage ernte ich nur ein bedauerndes Kopfschütteln.

Als ich aus dem Zoll komme steht wieder einmal niemand da, um mich abzuholen. Warum wundert es mich jetzt schon nicht mehr??? Ein weiteres Mal sitze ich bei Nacht an einem fremden Flughafen und habe dieses Mal nicht einmal eine genaue Adresse oder so. Also fasse ich mich in Geduld und hoffe das Beste.

Und tatsächlich, schon nach einer halben Stunde kommen zwei junge Leute auf mich zu (mittlerweile bin ich als Einzige übriggeblieben, daher einfach zu identifizieren), stellen sich als Adrien und Marjorie vor und nehmen mich mit in die Villa. (Angekündigt war mir zwar ein Didier als Fahrer, aber na ja…).

Also um es nun mal kurz zu machen: die Villa liegt auf halber Höhe an einem Hang inmitten eines ziemlich pompösen Villengebietes mit Security und so. Es gibt mehrere Zimmer und einen grossen Raum, der den gesamten ersten Stock ausfüllt. In diesem Raum stehen acht Betten aus Paletten zusammengebaut und durch kleine Regale und Schränkchen so voneinander abgetrennt, dass so eine Art Privatsphäre entseht. Eigentlich ziemlich cool. Im Wohnzimmer gibt es mehrere bequeme Sofas, die um einen grossen TV gruppiert sind. In der grossen, modernen und voll ausgestatteten Küche werkeln ein paar Leute herum. Das gesamte Leben findest allerdings auf der grossen Terrasse statt, die L-förmig den Pool umschliesst. Das Ganze ist einfach mal meegaa!

Einziger Nachteil: bis zum Meer oder zur Stadt braucht man eine Viertelstunde im Auto oder mit dem Roller. Dafür ist die Aussicht von der Terrasse ziemlich spektakulär und die Sonnenuntergänge über Moorea (der Nachbarinsel) sind echte highlights!

Diese Villa wird von insgesamt siebzehn Personen bewohnt, allesamt Franzosen. Ich bin in einer französchen WG gelandet! 😀 😀

Mein komplett eingerostetes Schulfranzösich gibt kaum mehr als ein rauhes „Salut, je m’apelle Nicole“ her und ich bin wirklich heilfroh, dass ein Grossteil der Leute zumindest ein bisschen Englisch spricht. Die WG-Leute sind alle miteinander echt nett zu mir und Adrien gibt mir sogar „du pain et du fromage“ und ein Bier von sich ab . Wie sich im Laufe meines Aufenthaltes herausstellen wird ist er so eine Art Schutzengel für mich – jetzt bin ich erstmal froh, dass sich jemand ein bisschen um mich kümmert und sich mit mir unterhält. Als einzige „Neue“ in so eine eingeschworene Gemeinschaft zu kommen, das fühlt sich an wie Schulwechsel mitten im Jahr.

Am nächsten Tag muss ich erst einmal etwas einkaufen gehen, denn hier oben  gibt es keine Restaurants oder so, was bedeutet, es ist Selbstversorgung angesagt. Einer der Hausbewohner nimmt mich mit in die Stadt Pape’ete als er zur Arbeit fährt. Mit dem Roller dauert die Fahrt gute zehn Minuten – ich habe keine Ahnung, wie ich danach wieder in die Villa kommen soll, aber wenigstens habe ich jetzt eine Adresse und ich denke, ich würde sogar wieder hinfinden…..

Ich betrete den erstbesten Supermarkt und fühle mich ins Paradies versetzt! Es gibt eine richtige Obst-und Gemüseabteilung mit vollen Regalen und frischen  Waren. Knuspriges Baguette. Käse. Herrlich!! Ich spaziere regelrecht durch die Regale und kann mich kaum einkriegen, ob all der Auswahl und Frische der Ware. Es ist wie zuhause! 😀 (Man mag mir das bitte nachsehen, nach meinen Erlebnissen in Rarotonga).

Ich kaufe nach Herzenslust ein und erst an der Kasse fällt mir ein, dass ich das ja alles tragen muss. Aber ich kriege irgendwie alles in meinen  kleinen Rucksack gestopft plus einer Tüte, die ich leider nehmen muss. So voll bepackt mache ich mich auf den Weg zur nächsten Bushaltestelle. Es ist übrigens runde dreissig Grad heiss und die Sonne steht schon fast im Zenit an einem knallblauen Himmel.

Ich frage in drei Bussen nach, ob die vielleicht in die Nähe meiner Villa fahren (schliesslich ist die Uni von Pape’ete ganz in der Nähe) aber ich habe kein Glück. So laufe ich halt mal los und bin unendlich erleichtert, als mich ein Handwerker einsammelt und den Berg hinauffährt. Er ist sehr nett, obwohl unsere Unterhaltung, da auf französisch geführt ein bisschen holprig ist. Ich finde tatsächlich auf Anhieb den Rückweg zur Villa und darauf bin ich mal richtig stolz! 😉

Am Nachmittag nimmt mich einer meiner Mitbewohner mit an den Strand. Zum ersten Mal sehe ich echte „over-water-bungalows“ und ich hoffe, irgendwann kann ich mal wenigstens eine Nacht in so einer Luxushütte übernachten, denn die sind schon mal echt megacool. Heute reicht es mir allerdings auch, dass ich ganz für umme am gleichen Strand liege, wie die Gäste dieser Luxusherberge. Und die Unterwasserwelt hat auch einiges zu bieten. Ein rundherum erfolgreicher erster Tag.

In den kommenden Tagen bin ich mit einem Mietauto unterwegs und erkunde die Insel auf eigene Faust. Leider hat sich die Sonne komplett verabschiedet, graue Wolken hängen schwer und tief über der Insel und natürlich regnet es auch immer wieder recht heftig.

Fast die gesamte Küste ist bebaut, doch im Gegensatz zu Rarotonga, wo man trotzdem ganz einfach überall ans Meer konnte gibt es hier viele Mauern und Zäune und nur selten Zugänge zum Meer. Die öffentlich ausgeschriebenen Strände, übrigens grösstenteils schwarz, sind bei schönem Wetter ziemlich gut besucht. Überall blühen tropische Blumen und im Grossen und Ganzen macht alles einen ziemlich modernen und gepflegten Eindruck. Ein bisschen Europa ist hier also tatsächlich zu spüren, besonderns heimatlich wird es als ich einen Tag in einen „Carrefour“ Supermarkt komme, hahaha.

Natürlich ist die Natur hier ganz tropisch und so ist Tahiti trotz allem europäischen touch eine exotische Insel. Zum Beispiel finde ich die ausgedehnten Kokosplantagen ganz toll.

Ich besuche einen grossen und ein paar kleinere Wasserfälle, halte an jedem Strand mal kurz an und hüpfe ins Wasser, fahre kreuz und quer durch die Gegend. Natürlich versuche ich auch, die Sehenswürdigkeiten der Insel zu erleben, was sich erstauenlicherweise als nicht ganz einfach herausstellt. Auf der Touristenkarte sind gerade mal eine Handvoll Spots angegeben, die ich auch brav abfahre: eine Grotte, die recht hübsch bepflanzt ist, „le jardin de l’eau“ ein kleiner Park mit Wasserbassins (hier treffe ich auf eine einheimische Hochzeitsgesellschaft, die Fotos machen) und den grossen Wasserfall. Dann suche ich noch einige „marae“ auf, die allerdings recht schwierig zu finden sind, da es so gut wie keine Beschilderung gibt. Marae sind alte Tempelstätten, die allerdings durchaus auch heute noch genutzt und besucht werden. Obwohl Tahiti eigentlich christlich ist, wie die zahlreichen oft bunten Kirchen beweisen scheint der alte Glaube noch immer weit verbreitet zu sein und alle „Tiki“ Figuren in den Marae sind gepflegt und geschmückt und mit Opfergaben bedacht. Offensichtlich schaffen auch die tahitianischen Ma’hori den Spagat zwischen ihrem traditionellen Glauben und der christlichen Religion.

Auch der Fischfang wird von Vielen noch ganz traditionell betrieben. Bitte schau dir doch mal diese winzigen Auslegerboote an – damit fahren die Tahitianer auf’s offene Meer hinaus!!

Der Besuch im Gauguin Museum, auf den ich mich sehr gefreut hatte musste leider ausfallen, da das besagte Museum  geschlossen war und das offensichtlich seit Jahren. Für mich etwas unverständlich, da neben Capitain Cook und der berühmten „Bounty“ sicherlich Gauguin mit seinen bekannten Gemälden der Tahiti-Schönheiten einer der berühmtesten Besucher der Insel war und sein Wohnhaus mit dem angeschlossenen Museum bestimmt ein Publikumsmagnet wären. So kann man nur den angeschlossenen botanischen Garten besichtigen.

Am „Point Venus“ kann man diesen Turm hier bewundern und ausserdem ein weiteres Denkmal, das Captain Cook und seinen Entdeckungen der polinesischen Inseln gewidmet ist. Auf kleinen Täfelchen ist genau vermerkt in welchem Jahr er welche Insel entdeckt hat. Ganz ehrlich: das war ein richtig fleissiger Entdecker! Der hat fast alles hier entdeckt. Und als Seemann interessierte er sich natürlich besonders fürs Navigieren und somit auch für die Sterne. Genau an der Stelle, wo heute ihm zu Ehren der Turm steht stand nämlich 1769 sein mobiles Observatorium in dem er die Transision der Venus (vor der Sonne) beobachtete. Aus den daraus gewonnenen Kenntnissen konnten genauere Berechnung vor allem des Längengrades vorgenommen werden (….bitte frag mich nicht!!!!…..)

Heute spielen im Schatten des Turmes die Einheimischen „Boule“, erzählen sich die Neuigkeiten des Tages oder schauen den Kindern beim Spielen zu. Direkt neben dem Turm schliesst sich der beliebteste Strand der Insel an, der besonders am Wochenende sehr stark von den Einwohnern von Pape’ete besucht wird. Es ist einer der besten Badestrände der Insel, da hier die Wellen nicht so hoch sind. Die meisten anderen Strände eignen sich eher zum Surfen. Und hier beobachte ich etwas besonderes: der Strand läuft nicht langsam ins Meer, sondern es gibt einen relativ steilen Abbruch im Sand. Das führt dazu, dass die Wellen nicht langsam auslaufen sondern sich am Abbruch quasi überschlagen und dann zurücklaufen. Es gibt also zwei sich entgegen laufende Wellen…..faszinierendes Schauspiel, hab ich bewusst so noch nie irgendwo gesehen.

Einen Tag mache ich einen schönen langen Spaziergang zu einem Aussichts-punkt hoch über der Stadt . Ich geniesse die Bewegung in der Frische des Waldes und als ich auf halber Höhe ankomme steht da ein hübsches Restaurant, wo ich mit leckerem Kaffe und einer tollen Aussicht belohnt werde. Hier mache ich dann auch wieder kehrt, denn für den Rest des Anstieges braucht man mehere Tage Zeit und vor allem eine bessere Fitness.

Die Abende verbringe ich meist mit den WG Bewohnern in der Villa. Blaue Stunde am Pool mit fantastischen Sonnenuntergängen über der Nachbarinsel Moorea, jeder kocht sich was und über Stunden sitzt immer irgendjemand essend am Tisch. Mit ein paar Mitbewohnern verstehe ich mich ganz gut und es kommen sogar manchmal richtig gute Gespräche auf.

An einem Tag mache ich eine geführte JeepTour in das Innere des Vulkans, der sogenannten Caldera. Recht früh am Morgen werden wir Teilnehmer eingesammelt und auf eine Jeepladefläche mit Bänken verfrachtet. Wir sind glücklicherweise nur eine kleine Gruppe von sieben Leuten. Schon nach einer kurzen Fahrt raus aus der Stadt biegen wir von der Landstrasse ab in Richtung Grün. Wie zu erwarten war wird die Strasse schmal und immer schmäler, die Schlaglöcher grösser und tiefer und der Busch grüner und dichter je weiter wir vordringen. Jetzt können wir auch aufstehen, denn es macht viel mehr Spass, auf den Bänken stehend die schöne Aussicht zu geniessen und sich den Wind um die Nase wehen zu lassen.

Es ist einfach unbeschreiblich grün und dschungelig hier! Immer wieder sehe ich Wasserfälle, die sich teilweise aus grosser Höhe über die Felsabhänge stürzen. Unser Führer hält oft an und erklärt uns etwas über die hiesige Pflanzenwelt. Beispielsweise zeigt er uns eine Schlingpflanze, die hier von amerikanischen Soldaten eingeführt worden war. Die GI´s nutzten diese schnellwachsende Schlingpflanze, um ihre Panzer zu verstecken.

Gegenüber einer hohen Felswand hält er an und zeigt uns einige Höhlen in der Ferne. Dort seien die letzten tahitianischen Könige bestattet, sagt er. Anscheinend waren die Mumien dieser letzten Könige nach deren Entdeckung auf eine lange Reise durch diverse Museen der Welt gegangen. Nach erfolgter Rückgabe der Mumien wurden diese in einem grossen Zeremoniell wieder in ihren Höhlen bestattet und geniessen nun ihre letzte Ruhestätte wieder in Frieden. Es ist eine heilige Stätte für die Ma’hori und für Touristen nicht zugänglich.

Das macht uns aber gar nichts, denn es gibt auch so genug zu schauen. Die Natur ist grossartig und die Seitenwände des Vulkans steigen fast senkrecht an den Seiten auf. Je tiefer wir in die Caldera vordringen desto höher erscheinen mir die Felswände.

Plötzlich hält unser Wagen und es heisst: Badestopp! Wir krabbeln von der Wagenfläche und tummeln uns zum Fluss. Hier gibt es einen Miniwasserfall, unter den wir uns stellen können und das Wasser in dem kleinen natürlichen Becken ist tief genug für ein bisschen Schwimmen. Wir toben herum wie die kleinen Kinder und haben eine Menge Spass. Unser Guide zeigt uns singende Steine – das sind ganz normale Kieselsteine, doch wenn man sie zusammenschlägt machen sie einen melodischen Ton, fast wie ein Musikinstrument. Er machte ein grosses Geheimnis daraus und hat mir leider nicht erklärt, warum das so ist.

Inmitten der Caldera, auf halber Höhe eines kleinen Berges liegt ein Restaurant und hier machen wir Pause und essen zu mittag. Wir treffen auf eine andere Gruppe und deren guide, wobei dieses Foto hier entstand 😀

Unser Guide erzählt uns auch eine Menge über die traditionelle Kultur von Tahiti. Wenn beispielsweise ein Baby geboren wird, dann wird ein Baum gepflanzt. Ein Brotbaum für ein Mädchen und eine Kokosplame für einen Jungen. Wenn die allererste Kokosnuss vom Baum fällt, dann wird es Zeit für die Beschneidung und von da an übernehmen die Männer die Erziehung des Jungen und bilden ihn zum Jäger, Krieger, Handwerker etc. aus. Allerdings nur wenn er die Prozedur der Beschneidung ohne Schmerzenzäusserungen übersteht. Ansonsten bleibt er in der Obhut der Frauen und die Erziehung ist eine weibliche. Hieraus resultiert eine hohe Anzahl von sehr weiblichen Männern, die manchmal aber nicht immer homosexuell sind.

In den alten Tagen wurde die Beschneidung der Jungen am Strand zelebriert und nachdem die eigentliche Operation mit scharfen Muschelschalen durcheführt worden war mussten die Jungs sich ins Meer stürzen. Ich kann mir kaum vorstellen, wie schmerzhaft das gewesen sein muss. Während der Zeit des französischen Protektorats wurde diese Art der Beschneidung von den Franzosen verboten, heute muss die Operation im Hospital durchgeführt werden. Anscheinend nehmen die Jungs Meerwasser oder sogar Alkohol in Flaschen mit, um es sich nach erfolgtem Eingriff überschütten zu können und sich so durch das Aushalten der Schmerzen als Männer beweisen zu können.

Als wir nach einem langen, wunder-schönen und sehr interessanten Tag wieder zurück in Richtung Pape’ete fahren bekommen wir als Kirsche auf dem Törtchen diesen wunderschönen Sonnenuntergang zu sehen. Einfach grandios, die Natur!

Noch einen Tag chillen am Pool und dann geht es mit der Fähre nach Moorea. Ich habe dort einen workaway Aufenthalt und bin schon sehr gespannt….