Singapore

18. Juli 2018 4 Von Nicole

Der Flug von Bali nach Singapore ist in zweierlei Hinsicht etwas ganz Besonderes! Zuerst einmal  habe ich eine ganz wundervolle Aussicht, denn aus dem wattig-weissen Wolkenmeer unter mir  blitzen immer wieder die Gipfel von Vulkanen heraus wie neugierige Nasen. Die meinige drücke ich mir fast platt am Flugzeugfenster, denn jede kleine indonesische Insel sieht wieder ein bisschen anders aus und die Abwechslung von glitzerdem Meer-Meer und duftigem Wolkenmeer ist grandios.

Und dann werde ich doch tatsächlich abgelenkt, denn plötzlich steht vorne im Gang (ich sitze Reihe sechs) ein Mann und singt live und mit Gitarre ein Lied ins Bordmikrofon! Na so was – das gibt’s ja gar nicht. Und er singt auch noch richtig gut. Im Flieger ist es ganz still und alle hören zu (wahrscheinlich kriegen die hinteren Reihen bloss ein Gekrächze mit). Dann wird ausgiebig geklatscht, der Künstler bedankt sich artig, nimmt Mütze und Sonnenbrille ab, verstaut seine Gitarre und wird wieder zum – Flugbegleiter!! Das ist kein mitreisender Promi oder so, sondern der zuständige Steward vom Dienst! Wie klasse!!

Meine Ankunft am Changi Airport, die Einreiseformalitäten, eine Karte für die U-Bahn und eine SIM besorgen, mittlerweile schon fast Routine für mich. Es ist doch erstaunlich, was man alles als „Alltag“ einstufen kann. Dann mit der U-Bahn ins Stadtzentrum und sich erstmal irgendwie ein bisschen zurechtfinden. 

Ich muss ein paar Stunden überbrücken bis ich mich mit meinem Gastgeber treffen kann, der im Moment noch bei der Arbeit ist. Leider hab ich keine Möglichkeit gefunden, wo ich meinen Rucksack solange abstellen kann und so setze ich mich in ein Café mit WiFi und tu so als würde ich arbeiten. 😉 Als er schliesslich kommt habe ich einen Blogartikel halb fertig und einen Bärenhunger und so nimmt er mich direkt mit zu einem food court. Das ist so eine Art Markt, wo einzelne Stände verschiedenes Essen anbieten, mittlerweile ja auch in Europa beliebt wenn sich verschiedene food-trucks zusammenfinden. Während des Essens versucht er, mir die Verschiedenartigkeit der einzelnen Asiaten nahezubringen, wofür sich die Bevölkerung Singapores hervorragend eignet, denn hier finden sich Menschen aus aller Herren Länder zusammen. Trotz aller Mühe muss ich leider sagen, dass ich es extrem schwierig (=unmöglich) finde, zu erkennen ob die Person nun aus Korea oder Kambodscha oder China kommt. Mein Gastgeber selbst kommt ursprünglich aus Mauritius, fühlt sich aber nach acht Jahren schon als richtiger Singaporer.

Wir wohnen in einem so genannten Condo (condominium), das ist eine Art Wohnblock, also ein Hochhaus mit einer Menge Wohnungen, im gemeinsamen Garten befindet sich meist ein Pool und manchmal noch ein Gym. Es gibt einen Portier- und Wachdienst am Eingang – es ist ein bisschen wie im Film. Ich werde hier so richtig einheimisch für ein paar Tage wohnen und freue mich schon auf den riesigen Pool nach einem langen, heissen Tag! (Wie sich herausstellen wird geht abends kaum mehr jemand in den Pool und ich hab ihn meistens für mich alleine). 🙂 

Am nächsten Tag mache ich mich schon früh auf, um die Stadt zu erkunden. Das Fahren mit der Bahn ist sehr angenehm, da alle Menschen rücksichtsvoll miteinander umgehen, es gibt kein Gedrängel, die Klimaanlagen funktionieren einwandfrei und überall ist es schön sauber (Verschmutzung von Strassen etc. ist in Singapore eine Straftat!). In der Innenstadt ist der Verkehr geradezu übersichtlich und ich fühle mich kein bisschen wie in einer asiatischen Metropole. Dann finde ich jede Menge Absperrgitter, anscheinend wird hier ein grosses Event vorbereitet. Aha….

Ja, nämlich die Formel Eins! (Heilige Ignoranz!) Am kommenden Wochenende findet also der Grosse Preis von Singapore statt und die City bereitet sich schon fleissig darauf vor. Ich spaziere an der Rennstrecke entlang und stehe ganz plötzlich vor einer offenen Tür, die direkt auf den Asphalt führt. Zugegebenermassen habe ich ganz kurz gezögert, aber hey! so eine Gelegenheit kann ich nicht ungenutzt verstreichen lassen. Ich schlüpfe durch die Tür und stell mich einfach mitten auf die Rennstrecke. Und schon kommt armwedelnd die Security in meine Richtung gerannt – hihi, egal, für ein Erinnerungsfoto hat’s gereicht und schon entwische ich wieder und fühle mich wie ein Rebell! Hahahaha………

Singapore hat eine tolle Skyline, schon tagsüber beeindruckend und nachts mit Beleuchtung bestimmt ein Knaller. Ich laufe über die DNA-Brücke und geniesse die Aussicht. Die Brücke besteht aus einer Doppelhelix, der menschlichen DNA nachgebaut und tatsächlich erkenne ich im Boden einzelne Plaketten eingelassen mit den Abkürzungen (A, T, D, G)  der Basen zur Proteinherstellung beschriftet sind. Witzige Idee finde ich. 

Überhaupt hat Singapore einiges an „verrückter“ Architektur zu bieten: neben einer stilisierten Lotosblüte findet sich eine Art   über-dimensionaler Spiegel, in dem sich der Himmel mitsamt der Lotusblüte  spiegelt, ein moderner Glasbau, der ein Museum beherbergt und rundherum von einem Seerosenteich eigerahmt wird, und ein Hotel, das wie ein Schiff auf drei Hochhäusern aussieht.

Inmitten normaler Wolkenkratzer stehen plötzlich runde Gebäude, Teehäuser mit hölzernen Terrassen und Stegen wechseln sich ab mit ultramodernen Shoppingmalls und das Ganze liegt natürlich auch noch gleich am Wasser.

Und ein riesiger und wunderschöner botanischer Garten hat auch noch Platz.

Hier finde ich ausser Bäumen, Blumen und Grün auch die weltberühmten „Living Trees“. Riesige stilisierte Stahlbauten, Bäumen nachempfunden, mit vielen veschiedenen Pflanzen bewachsen: sehr speziell. Man kann mit einem Lift hinauffahren und über eine Brücke von einem Baum zum nächsten laufen. Oder man kann natürlich auch einfach von unten schauen.

Die schwüle Hitze dämpft meinen anfänglichen Ehrgeiz, alles zu Fuss zu machen aber trotzdem widerstehe ich der Versuchung, mich von einem fahrerlosen Bus (!!) durch den Botanischen Garten fahren zu lassen. Lieber gehe ich zwischendurch immer wieder einmal in ein Café um mich abzukühlen. Auch den Indoor-Regenwald mit dem grössten Wasserfall der Welt schenke ich mir – das soll zwar ganz toll sein, aber ich hatte jetzt so viel echten bush, da muss ich mir keinen unter Glas anschauen.

Trotzdem eine tolle Idee für diejenigen, die sich nicht in die echte Natur trauen.

Am Abend komme ich müde gelaufen und mit kaputten Füssen zurück zu den Living Trees, denn hier gibt es jeden Abend eine Lichtershow mit Musik und die will ich mir natürlich anschauen. Eine Menge Leute entspannen hier in den Gärten und es herrscht eine Tolle Atmosphäre. Ausserdem ist es ein wenig abgekühlt, was sehr angenehm ist! Ich finde ein hübsches Plätzchen und geniesse die Show. Bevor ich jetzt versuche, die zu beschreiben wie das ist schau lieber selber: (klick für Video 1)      ( klick für Video 2)

 

Auch am zweiten Tag laufe ich kreuz und quer durch die Stadt, versuche die Atmosphäre aufzusaugen. Das Multikulturelle dieser Stadt ist super interessant! Chinesen, Malayen, Inder, Koreaner, Japaner, Thais, Araber, Amerikaner, Europäer, Christen, Moslems, Hindus, Buddhisten, Schwarze, Weisse, Gelbe – hier wuselt alles durcheinander. Offizielle Schilder sind in vier Sprachen beschriftet und an jeder Ecke duftet es nach exotischen Speisen und Gewürzen. 

 Natürlich besuche ich auch das Wharzeichen der Stadt – den Singapore Löwen. Und ich mache es all den chinesischen Touristen nach, die dieses Foto machen (ausnahmslos alle!!) Ich bewundere Kunst, Kitsch und Luxuswaren in den Läden und eine Menge unterschiedliche Stassendekoration wie beispielsweise riesengrosse bunte Plastikfische, die auf einem Platz stehen. Oder dieses Kunstwerk, das mir einen besonderen Durchblick verschafft.

Zur Mittagszeit fahre ich nach Chinatown und versuche, dort im food court etwas zu Essen zu bekommen. Natürlich gibt es gefühlte hundert Essensstände, aber nicht alles sieht auch wirklich appetitlich aus, sondern oft einfach undefinierbar. Nirgends eine englische Beschriftung und auch auf Nachfrage kann ich nicht herausbekommen, was das jeweilige Gericht denn ist oder wenigstens ob es vegetarisch ist. Hungrig und ein bisschen verzweifelt laufe ich an den Ständen vorbei und verfluche so ein bisschen meine Neugier……warum musste ich auch unbedingt hier essen wollen? Und wieso kann hier eigentlich keiner Englisch??

Da plötzlich sehe ich einen kleinen Stand mit lauter rohem Gemüse. Das zumindest kann ich identifizieren! 😉 Ich bleibe stehen und schaue den Leuten zu, um herauszufinden, wie das hier läuft. Eine Mitarbeiterin hat mich natürlich sofort entdeckt und winkt mich herein. Sie drückt mir eine Plastikschüssel in die Hand und deutet auf das Gemüse.  Aha – wahrscheinlich wird das im Wok zusammen gekocht, oder so……Ich nehme mir also einiges an Gemüse, lege einige Scheiben Lotuswurzeln und ein paar Nudeln dazu und schaue die Mitarbeiterin hilfesuchend an. Sie strahlt, nimmt mir meine Schüssel ab und gibt sie in die Küche. Ich bezahle und setze mich an einen Tisch. Nach einer Weile kommt sie wieder und stellt eine Schüssel Suppe vor mich hin mit meinem ganzen Gemüse drin. Auffordernd lächelt sie mich an und plötzlich habe ich das Gefühl, dass rundum alle die Luft anhalten. Hab ich schon erwähnt, dass ich die einzige Weisse hier bin? Weit und breit sind überhaupt keine Touristen zu sehen, was ich echt erstaunlich finde. Egal, ich probiere vorsichtig die Suppe und…..sie schmeckt sehr gut! 🙂 Ich lächle die Mitarbeiterin, die mich gespannt beaobachtet hat an und strecke den Daumen hoch. Sie strahlt, alle anderen rundherum atmen erleichtert auf, lächeln mich an und kümmern sich dann wieder um ihr eigenen Essen. Ich esse mein gesamtes Gemüse und die Nudeln auf, die Brühe selbst wird wohl nicht mitgegessen wie ich bei meinen Essnachbarn sehen kann, die ich ganz dezent aus den Augenwinkeln beobachte. Das Anschauen von Fremden gilt hier als sehr unhöflich, trotzdem muss ich ja schauen, wie ich mich zu verhalten habe. Natürlich erwischen mich die Leute beim Schauen, aber da ich eine Langnase bin und schuldbewusst lächle verzeihen sie mir meine schlechten Manieren, lächeln zurück und schütteln wahrscheinlich innerlich den Kopf über die seltsame weisse Frau.

Auf jeden Fall bin ich jetzt satt und zu neuen Entdeckungen bereit.  Und so mache ich mich auf zu einem wundervollen chinesischen Tempel mit Pagodendach und allem Drum und Dran. Innen gibt es jede Menge Buddhas in allen Grössen und Lotusblüten überall. Fast alle Wände sind mit identischen kleinen Buddastatuetten geschmückt, vom Boden bis zur Decke, einer neben dem anderen. Wahrschein-lich ein paar Tausend in diesem grossen Tempel. Jeder hat ein Namensschildchen und sind einem geliebten Verstorbenen gewidmet. Man kann diese kleinen Statuetten kaufen und hier im Tempel aufstellen und dann werden die Toten täglich in die Gebete der Mönche eingeschlossen. Alles gut für’s Karma und darauf kommt es ja an im Buddhismus. Ganz oben in dem fünfstöckigen Tempel gibt es einen schönen Garten mit Orchideen und einer grossen, bunten Gebetsmühle. Ein älterer Mann hatte mich angesprochen und sich als Führer angeboten. Er erklärt mir eine Menge über den Tempel und ein bisschen etwas auch über Buddhismus, was sich allerdings ziemlich von allem anderen, was mir bisher erklärt wurde unterscheidet – na, vielleicht hat er sich ja seinen persönlichen spirituellen Weg zusammengebastelt. Der Tempel ist auf jeden Fall sehr schön und von oben hat man einen schönen Blick über diesen Teil der Stadt.

Auf meinem Rückweg zur U-Bahn finde ich plötzlich eine besonderes kleines Lokal – eine Dessertstube! Hier gibt es nur Nachtisch und sonst nichts. Unter anderem gibt es so genanntes „Schneeeis“ und ich gönne mir eine grosse Portion Mangoschneeeis. Es schmeckt lecker, wie ganz normales Eis aber es hat eine andere Konsistenz, so als sei irgendwie Luft mit untergearbeitet. An den Nachbartischen wird eifrig geschlemmt und es gibt ganz viele völlig unterschiedliche Desserts. Das muss ich mit bei Gelegenheit nochmal genauer anschauen. Aber heute treibt es mich weiter und weiter durch die Stadt. Ich beobachte die Menschen um mich herum und sauge die Atmosphäre der Stadt in mich auf. 

Als besonderes Highlight stehten heute noch die Botanical Gardens auf meinem Plan, genauer gesagt der Orchideengarten. Ausgiebig bewundere ich diese wundreschönen Blüten, die hier in einer unglaublichen Fülle und Vielfalt wachsen. So viele verschiedene Sorten und Farben und Grössen……alles eingebettet in saftig grüne Rasenflächen, mit riesgen uralten Bäumen und duftenden Kräuterbüschen drumherum. Es ist traumhaft, ich kann mich kaum sattsehen. Hier ein paar Eindrücke der schönsten Exemplare:

 

 

 

 

 

 

 

Als der Nachmittag langsam in den Abend übergeht bin ich schlass kaputt und entschliesse mich zu einem frühen Abendessen. Italienische Leckereien und deutsches Bier (hahaha!) bringen meine Lebensgeister zurück und entspannt und gut gelaunt beobachte ich die zahlreichen Radfahrer, Jogger, Skater und Hunde – Gassi-Gänger, die an mir vorbeikommen. Irgendwie geht es hier fast europäisch zu…. Als es langsam dunkel wird schlendere ich noch ein bisschen weiter bis ans Wasser, direkt gegenüber von der Marina Sands Shoping Mall. Hier gibt es nämlich jeden abend eine Laser-Lichtschow und mit der möchte ich meinen heutigen Tag beschliessen.

Die Show ist der absolute Knaller! So etwas habe ich noch nie gesehen – wunderschön! Musik, Wasserfontänen. Lichteffekte und Laserprojektionen sind zu einem atemberaubenden Mix zusammengestellt und erhellen die ganze Bucht, sodass man kaum weiss, wo man zuerst hinschauen soll. Es fängt langsam an, verbindet vertraute westliche Musik mit ungewöhnlichen fernöstlichen Klängen und steigert sich zu einem Crescendo von  schnellen Technosounds. Ich bin regelrecht überwältigt, aber schau selber….. (klick hier für Video 1) (klick hier für Video 2) (klick hier für Video 3)! Ist das nicht wunderschön? Die Mandales, die auf das Wasser projiziert werden wirken fast schon lebendig 😀 Und achte mal auf die beleuchtete Skyline im Hintergrund! (Noch ein Video)

 

Am kommenden Tag möchte ich einmal etwas völlig anderes machen und daher werde ich mit einem Bus zu einer Art Riesenpark fahren und eine richtige Wanderung machen! Mir wird gesagt, dass es sich um richitgen Regenwald handelt, gleich am Rande der Stadt! Auf dem Weg zur Bushaltestelle halte ich an einer Teestube und versuche, an meinen Frühstückstee zu kommen. Leider vesteht der Mann an der Verkaufstheke kein Englisch aber ich versuche es mit den Händen und ein verstehendes Lächeln huscht über sein Gesicht. Ich bekomme einen richtigen Singapore – Tee: heiss, sehr stark, mit ein bisschen Milch und viel Zucker. Der weckt Tote auf, sage ich dir. Ich setze mich an einen Tisch, knabbere an meinem mitgebrachten Ban aus der Bäckerei nebenan und trinke meinen Tee. Auch hier sind natürlich keine Touristen weit und breit zu sehen, denn ich befinde mich ja in einem reinen Wohngebiet. Immer wieder streift mich ein neugieriger Blick und plötzlich kommt ein älterer Mann auf mich zu und begrüsst mich strahlend auf englisch. Er setzt sich zu mir und ruft kurz darauf auch noch einen weiteren Mann, der sich ebenfalls zu mir setzt. Dieser überrascht mich allerdings sehr indem er mich in bestem Deutsch mit rheinischem Akzent anspricht! Die beiden reden wie die Wasserfälle auf mich ein, fragen mich nach meinem Woher und Wohin und erzählen mir ihre halbe Lebensgeschichte. Der alte Wirt der Teestube strahlt über das ganze Gesicht und ich bin irgendwie eine richtige kleine Sensation hier.

Aufatmend lasse ich mich in meinen Bussitz fallen – puh, die beiden waren echt nett aber so am Morgen war das doch ein ganz klein bisschen viel! 

Busfahren in einer fremden Stadt ist immer ziemlich aufregend, vor allem dann wenn man mit dem Fahrer nicht kommunizieren kann. Wie erkenne ich meine Haltestelle? Wann muss ich aussteigen? Und wie komme ich dann von dort dahin, wohin ich eigentlich will? Das ist auch heute wieder so. Mein Gastgeber hat mir zwar alles ziemlich genau erklärt, aber hmmm….Aber ich krieg’s hin und steige an der richtigen Haltestelle aus. Dicke, schwarze Regenwolken ballen sich am Himmel und ein frischer Wind kommt auf. Trotzdem laufe ich gut gelaunt los und bin schon kurz darauf im Wald. Wie immer muss ich erstmal tief Luft holen – soweit das in der schwülen Gewitterluft überhaupt möglich ist – und den Duft des Waldes einatmen. Denn auch wenn Singapore nicht so verpestet ist wie manch andere Grossstadt, so ist frische Waldluft eben doch immer eine Wohltat.

Ich bin noch keine halbe Stunde unterwegs als das Gewitter mich einholt. Im allerletzten Augenblick schaffe ich es, mich mit ein paar anderen in einer Schutzhütte unterzustellen. Es regnet vielleicht zwanzig Minuten lang und danach ist es zumindest kurzzeitig etwas frischer. Der Wanderweg ist gut ausgebaut und leicht zu gehen. Ich sehe ein paar grosse Echsen, hin und wieder er paar Affen und eine Menge Schmetterlinge. Es ist herrlich hier draussen. Plötzlich öffnet sich der Wald und ich habe einen tollen Blick auf das bewaldete Tal tief unter mir – das heisst, eigentlich sehe ich nur Baumwipfel! Und vor mir eine laaange Brücke. Ein paar Affen sitzen auf der Brüstung und versuchen die paar vorbeikommenden Menschen zu beklauen. Der Blick von der Brücke ist toll! Der Wald unter mir sieht irgendwie aus wie Brokkoli 😉 

Es gibt ganz viele Schmetterlinge hier und eine Menge Vögel lärmen in den Bäumen herum. Es ist toll, so nahe an der Stadt einen richtigen Wald zu haben! Nach einer Weile komme ich an einen kleinen See, richtig idyllisch. Und plötzlich, ganz unerwartet stehe ich wieder am Ausgang.  Nur noch ein paar Schritte und die Stadt hat mich wieder, der Verkehr tobt an mir vorbei und Abgase verpesten die Luft. Wie kann man bloss freiwillig in einer Stadt leben??

Wieder zurück in meinem Condo mache ich mich stadtfein – ich habe nämlich noch etwas Besonderes vor heute! Mein Rucksack gibt natürlich nicht wirklich etwas Feines her und so muss ich in Jeans und T-Shirt ins Theater gehen (würde ich zuhause nie machen, aber nun muss es halt mal ein bisschen underdressed gehen). Ich fahre mit der U-Bahn bis in die Nähe der Marina Sands Shopping Mall, in der sich auch das grosse Theater befindet. Heute abend wird ein tolles Stück gespielt, das ich schon seit Jahren einmal live sehen wollte! Ich freu mich schon sehr auf die Vorstellung. 

Die Geschichte um den Kampf der „Jets“ und der „Sharks“ als rivalisierende Banden in New York, sowie die romantische Liebe zwischen Maria und Tony, die leider der jeweils anderen Gang zugehören nimmt mich gleich gefangen und die bekannten Songs klingen im meinem Kopf mit. Hach, so live ist das alles halt einfach doch viel besser! Ein Besuch im Theater, Konzert, Oper ist immer etwas ganz Besonderes für mich und heute sitze in in Singapore und schaue mir die Westside Story an!! Kann mich mal jemand kneifen???

 

Nach der Vorstellung bin ich ganz voll von der Musik und den Bildern, daher gehe ich erst noch ein bisschen spazieren. Die Skyline der Stadt liegt vor mir und die Lichter blinken wie tausend bunte Edelsteine in der Nacht. Rund um das Theater und in der Innenstadt flanieren noch viele Menschen doch als ich dann zur U-Bahn komme um nach Hause zu fahren wird es schon langsam ruhiger. Allerdings weiss ich, dass es hier ind der Stadt viele Clubs und Szenebars gibt, die die ganze Nacht geöffnet haben. Ob diese Stadt wohl jemals schläft?

Na ja, in meiner U-Bahn sieht es ganz so aus! Kaum ein Mensch weit und breit….und sogar der Fahrer hat sich aus dem Staub gemacht! 😉 …..kleine Besonderheit der Singaporer U-Bahn: fahrerlose Züge! Ist das nun beruhigend oder gruselig??

Am kommenden Morgen muss ich leider mein fast schon luxuriöses Condo verlassen, denn mein Gastgeber fährt über’s Wochenende nach JB zum Shopping. JB steht für Johor Bahru und ist die malayische Zwillingsstadt von Singapore. Dort gibt es alles zu malayischen Preisen und das lohnt es sich für die Singaporer allemal. Ich packe also meinen Krempel und ziehe für eine Nacht um. 

Eigentlich habe ich mir ernsthaft überlegt, ob ich nicht mal so ein Capsule-hotel ausprobieren soll! Das ist fast wie in einem Hostel, bloss gibt’s keinen Schlafsaal sondern jeder bekommt eine Kapsel mit Bett, Lampe, WiFi und fertig. Eine Art Minizimmer zum Schlafen. Bad und Aufenthaltsraum ist für alle und da das Konzept jetzt mal noch relativ neu ist sind auch die Singaporer Capsule-hotels neu und chic. Allerdings soll so ein Bett für eine Nacht rund 70$ und mehr kosten (Danke Formel 1!) und das finde ich für ein einfaches Bett dann doch ein bisschen teuer. Ich bleibe also beim Couchsurfing und finde eine Unterkunft in…..einem Studentenwohnheim! 🙂 Wieder mal fahre ich kreuz und quer durch die Stadt, finde auch glücklich den Campus und gehe im Gewirr der verschiedenen Gebäude dann doch gnadenlos unter. Aber die jungen Leute bemühen sich alle sehr um mich und irgendwie bin ich ja dann doch ziemlich in der Nähe und mein junger chinesischer Gastgeber gabelt mich auf.

Er hat gleich noch ein Pärchen aufgenommen (auch Deutsche) und jetzt hausen wir zu viert in der Studentenbude! Oh Mann…….ich bin nicht wirklich begeistert, aber er ist so happy, dass wir alle da sind und so stolz auf seine Uni…..also: smile and be happy. Er geht mit uns in die Stadt und wir essen in einem schicken food court, wo es Essen aus aller Herren Länder gibt. Anschliessend lädt er uns ein in ein Dessert-Café und bestellt für uns alle. Natürlich gibt es diesmal nicht einfach Mangoeis sondern so eine Art Kokosmilchflan mit Früchten drin (sind das vielleicht Lychees?!), einen leckeren schwarzen Reispudding, eine Art Kräutergelee mit irgendwas Undefinierbarem, das wie Hustenbonbons schmeckt und süsses Tahine (Sesammousse), dass so streng schmeckt und so fettig ist, das es für uns Deutsche quasi nicht geniessbar ist – unser chinesischer Gastgeber zeigt sich erfreut und verputzt alles. 😀

Als nächstes zeigt uns die Arab Street, also das arabische Viertel. Erstaunlicherweise ist das ein Ausgehviertel voller Bars mit Alkoholausschank und live Musik. Eine Menge Graffiti-Kunst an den Wänden und einer sehr angenehmen Atmosphäre. Zum Abschluss dieses ereignisreichen Tages setzen wir uns auf das Dach eines der Unigebäude (von einem berühmten Architekten geplant und mit einem tollen Preis ausgezeichnet – wir zeigen uns beeindruckt!) trinken Rum Cola aus Plastikgläsern und schauen in die Sterne. Was man so alles erleben kann……

Nach einer ziemlich unbequemen Nacht machen wir drei Touristen uns am Morgen schon relativ früh auf die Strümpfe, frühstücken indische Samosas 🙂 und verabschieden uns dann jeder in seine Richtung. Mein nächstes Ziel heisst …….. tatataaaa: Sumatra!!!