Great Ocean Road – Von Melbourne nach Adelaide

6. April 2017 5 Von Nicole

So, jetzt geht’s hier mal richtig los! Heute kommen zwei Reisefreunde von mir und werden für fast fünf Wochen mit mir durch Australien und Neuseeland reisen. Sie sind schon erfahrene (weil bereits mit mir gereiste) mindfulglobetrotter Reisebuddies und wissen ziemlich genau, auf was sie sich einlassen. Oder vielleicht doch nicht?? 😉

Ich lasse es für die beiden mal ganz geruhsam angehen. Als Kümmerertante habe ich aber schon mal ein schickes Apartement (mit Pool in der obersten Etage!) im Zentrum von Melbourne gemietet, den Kühlschrank mit leckeren Sachen gefüllt (was mir zwei Tage Muskelkater beschert hat! Frag nicht……) und sie vom Flughafen abgeholt. Aber dann ist Schluss mit den Samthand- schuhen, Sightseeing Melbourne ist angesagt und das bedeutet: Jetlag vergessen, bequeme Schuhe anziehen, Kamera schnappen und loslaufen.

Und ich sag’s dir, Melbourne ist eine tolle Stadt! Sie kommt modern und irgendwie künstlerisch rüber, es gibt eine Menge Galerien, Kneipen, Cafés und hipper Geschäfte, ausserdem eine alte Strassenbahn und jede Menge Graffitikunst.

 

 

Alles ist hier bunt   und macht Laune. Ich bemühe mich, den Blutzuckerspiegel der Einen und den Koffeinspiegel des Anderen auf Level zu halten und ignoriere sonst jegliches Jammern von wegen Blasen an den Füssen, müde, heiss oder was sich die „lieben Kleinen“ sonst noch so einfallen lassen. Und was soll ich sagen, es funktioniert! Nach nur einem Tag läuft alles wie geschmiert und wir verstehen uns prächtig. 😀

Allerdings wird unser aller Geduld schon am kommenden Tag schwer auf die Probe gestellt. Wir möchten nämlich einen ganz bestimmten Strand besuchen, den man von berühmten Fotos kennt. Schnell ist herausbekommen, wo der ist und eine Strandwanderung ist ja auch eine ganz tolle Sache. Wir verbinden diese mit dem Besuch eines sehr interessanten Künstermarktes und des berühmten „Luna Parks“ – das ist ein Rummelplatz, wie er früher mal war! Sehr retro Vintage, sage ich dir! Die Achterbahn macht einem Angst und Bange, wie sie da so auf ihrem alterschwachen (?) Holzgestell herumfährt!! Und dann laufen wir und laufen und laufen…..ja wo laufen sie denn hin??? Der muss jetzt hier gleich irgendwie wo kommen, dieser verflixte besondere Strandabschnitt, den wir suchen……

Aber erstmal kommt ein Restaurant und da sind wir alle Drei mal richtig froh. Du musst wissen, dass die Strände in Australien einfach mal komplett naturbelassen sind. Es gibt zwar oft einen boardwalk und vielleicht noch einen Mülleimer ab und zu, aber keine Liegen, keine Geschäfte und keine Cafés. Und nach einer bereits langen Wanderung brauchen wir Futter, Kaffee und WC. In umgekehrter Reihenfolge.

Im brechend vollen Restaurant hängt ein Bild des berühmten Strandabschnittes, den wir suchen! Ein Glück – wir fragen unsere Kellnerin und sie strahlt uns ein fröhliches „just 5 minutes“ entgegen. Hallelujah! Selbstverständlich handelt es sich um australische fünf Minuten, damit hab ich aber eh schon gerechnet und nach dem leckeren Mittagessen sind wir ja auch wieder gestärkt.

Womit wir irgendwie nicht so gerechnet haben ist die Menge der Leute, die hier den Sand belagern! Aber klar, es ist Sonntag, ziemlich wundervolles Wetter und wir sind kaum 20 Autominuten von der Stadt entfernt! Trotz der vielen sonnenhungrigen Melbourner gelingt es uns, ein paar nette Schnappschüsse zu machen und so sind wir am Ende happy und erfolgreich müde gelaufen.

Am nächsten Morgen holen wir unseren Mietwagen ab, packen unser umfangreiches Gepäck in denselben und ich stelle mich der Herausforderung, in einer linksverkehrigen Grosstadt Auto zu fahren. Zu meiner grossen Erleichterung ist der Zubringer auf den motorway ganz in der Nähe unseres Apartements und so hält sich der Stress in Grenzen.

Jetzt heisst es, ein Gleichgewicht zwischen Autofahren (= Strecke machen) und schöne-Sachen-anschauen zu finden. Immerhin haben wir eine Strecke von rund 800km vor uns.

Der erste Tag besteht hauptsächlich aus Landschaft, Aussicht auf den Ozean, Strandspaziergängen und Autofahren. Es gefällt uns sehr – wir sammeln Muscheln und schauen den Wellen bei ihrem ewigen Spiel zu, geniessen den Sonnenschein und lassen uns vom rauhen Wind die Haare zerzausen.

Am Campingplatz, der für heute unsere Unterkunft sein sollte angekommen müssen wir leider feststellen, dass wohl doch ziemlich viele Leute auf dieser Great Ocean Road unterwegs sind – kein Zimmer frei! 🙁  Auch sonst gibt es in dieser kleinen Ortschaft keine weiteren Unterkünfte, was also bedeutet, wir müssen noch weiterfahren. Wir schlendern dennoch um den Park herum, denn hier soll es Koalas geben! Schwer vorstellbar, dass diese Tiere so nah an einem Campingplatz leben sollen, aber unglaublich oder nicht – wir sehen nicht nur einen sondern sogar zwei Koalas!!! Schau mal, die sind wirklich sehr niedlich…..

Die Suche nach der Unterkunft gestaltet sich ein wenig schwierig und wir suchen bis in die Dunkelheit nach einer bezahlbaren Schlafmöglichkeit (eine Dame bot uns ihre zugegebenermassen hübsche Holzhütte im zugegeben hübschen Garten für den Schnäppchenpreis von 100 AUD pro Person an! 300 Dollar für eine Holzhütte!). Letztendlich, als wir uns schon fast darauf eingestellt hatten, im Auto schlafen zu müssen werden wir doch noch fündig und ergattern ein Zimmer in Apollo Bay – einem Touristen Hotspot wie er im Buche steht. Partypeople und Jungvolk all überall, aber das Hostel ist recht nett. Ja okay, schon ein bisschen angegammelt, aber doch noch einer von diesen „echten“ Hippie – Surfer – Ambienteschuppen. Wie übersehen also grosszügig Spinnenweben und kaputte Türen und machen das Beste draus. Leider ist es schon sehr spät und so kriegen wir gerade noch mit Ach und Krach ein Salätchen in einem Imbiss und drei Biere im bottleshop nebenan. (In Australien darf Alkohol nur an über 21 Jährige und nur in speziell lizensierten Geschäften, so genannten bottle shops verkauft werden. Selbst Restaurants und Pubs sind sehr strengen Richtlinien unterworfen und dürfen beispielsweise nicht über die Strasse verkaufen). Und obwohl ich die australischen Alkoholpreise nun schon kenne falle ich doch fast hintenüber als ich für drei Flaschen Bier (500ml) 29 australische Dollar (rund 20 €) bezahlen muss. Sicher das mit Abstand teuerste Bier meines Lebens.

Am nächsten Tag geht es weiter und wir beginnen gleich mit einem hübschen kleinen Bushwalk. Wie immer bin ich begeistert vom Wald – jeder ist irgendwie anders! Hier gibt es besonders schöne grosse Farnbäume. Dann machen wir einen Abstecher zu einem Leuchtturm und auf dem Weg dorthin stehen plötzlich am Strassenrand mehrere Autos geparkt. Da gibt’s sicher was Interessantes, also anhalten und nachschauen. (Schon gewusst? Touristen sind Rudeltiere!) Uuuund…… hier finden wir doch glatt noch einmal zwei Koalas! Diesmal recht nah sogar – klasse. 😀 Natürlich müssen wir jede Menge Fotos machen und könen uns nur schweren Herzens von den kuschelig aussehenden Fellkugeln trennen und weiterfahren. Die nehmen es allerdings gelassen und haben nur ein gelangweiltes Gähnen für die versammelte Fotomannschaft übrig.

Bald  kommen wir an einem abgestorbenen Wald vorbei. Das ist eine Besonderheit der Eukalyptusbäume – die bleiben nämlich stehen auch wenn sie abgestorben sind. Hier ist ein ganzer Wald von toten Bäumen, die wie mahnende Finger in den Himmel zeigen. Von unten wächst ein bisschen Buschwerk nach, aber irgendwie mutet einen das doch komisch an. Es gibt diverse Gründe für das grossflächige Absterben dieser Bäume, neben intensiver Farmwirtschaft  und dadurch veränderten ökologischen Bedingungen werden Kahlfrass, Dürre und Insekten als die Gründe dafür angesehen. Was auch immer es hier ist – es sieht gruselig aus!

Wir halten kurz am  ältesten Leuchtturm Australiens, aber hier ist voll der Touri-Rummel und sie wollen auch noch 20 Dollar Eintritt pro Person kassieren – nö, darauf haben wir keine Lust sondern fahren lieber weiter zu den Triplet Falls, wo uns ein ganz schöner walk erwartet und die Wasserfälle auch echt schön sind. Auf dem Rückweg besuchen wir einen Tree Top Park, also einen Baumwipfel Park. Nichts für Leute mit Höhenanst, aber wir fanden es ganz toll. In den Wipfeln der höchsten Bäume sind kleine Plattformen angebracht, die durch stabile Metallbrücken miteinander verbunden sind. An der höchsten Stelle immerhin 46m hoch! Ein völlig veränderter Blickwinkel – beeindruckend und atemberaubend.

Hier oben, an der höchsten Plattform treffen wir auf ein junges Pärchen aus Adelaide. Wir verstehen uns auf Anhieb prächtig und haben ruck zuck eine Verabredung für den kommenden Freitag abend in Adelaide. Er ist nämlich Musiker und gibt ein kleines Konzert in einem Hotel, wozu er uns herzlich einlädt! Wir haben da anscheinend eine lokale Berühmtheit aufgetan! Irgendwann kommt der Parkranger und bittet uns freundlich und aufgeräumt jetzt unserer Wege zu gehen, denn der Park würde zumachen. (Hab ich schon mal erzählt, dass hier alles immer schon voll früh zumacht? Ab fünf werden die Bürgersteige hochgeklappt, Cafés, Touri-Infos und Attraktionen schliessen)

Erst am frühen Abend kommen wir in die Nähe der berühmten „Zwölf Apostel“ und finden glücklich eine nette geräumige cabin, ganz schön gelegen oberhalb eines Flusslaufes. Leider ist die Küche komplett leer und so müssen wir unser Abendessen ein bisschen improvisieren, wollten wir doch heute eigentlich kochen. Doch ohne Topf und Pfanne ist das halt schwierig.

Zum Sonnenuntergang fahren wir die kurze Strecke bis zur Küste und tatsächlich sehen die Zwölf Apostel toll aus. Falls es dir so geht wie mir und du bisher noch nie von dieser weltberühmten Attraktion gehört hast: das ist eine Kalksteinformation, Felsen im Meer. Aber echt schön. Es gibt verschiedene Aussichtspunkte, die jeweils einen anderen Blick auf die Felsen bieten, allerdings liegen sie recht weit auseinander und so müssen wir uns heute abend für einen entscheiden. Aber morgen früh kommen wir nochmal wieder und schauen uns alles und von allen Seiten noch einmal bei Tageslicht an. Jetzt geniessen wir erst einmal den Sonnenuntergang, das Meer und die Licht- und Schattenspiele auf den Zwölf Aposteln.

Am nächsten Morgen kehren wir zurück und bestaunen sie noch einmal im Morgenlicht und zwar von allen drei Aussichtspunkten aus. Lange Zeit und viele Fotos später machen wir uns auf den Weg weiter die Küste entlang. Wir halten an jedem Lookout (Aussichtspunkt) und an fast jedem Strand und auch an fast jedem Leuchtturm (einer von uns ist ein Leuchtturm-Fan) Ein paar Eindrücke habe ich hier für dich:

Zur Mittagszeit kommen wir ein einem kleinen Städtchen namens Port Fairy an, das uns von aller Welt empfohlen wurde. Tatsächlich ist es ein nettes Städtchen mit ein paar „historischen“ Häusern und einer Bäckerei, wo es leckere Stärkung und Kaffee und ein bisschen nettes Geplauder für uns gibt. Wir fahren hinuter an die Flussmündung und machen einen wunderschönen Spaziergang auf die Griffith Halbinsel. Die Sonne scheint und ein leichter Wind weht, das hohe Gras bewegt sich im Wind und……..warte mal! Was ist das denn?? Da hüpfen mehrere Wallabies im Gras herum! Für meine beiden Freunde sind das die ersten wilden Känguruhs und daher ist die Aufregung gross! Am äussersten Zipfel der Halbinsel gibt es einen hübschen kleinen Leuchtturm und einen tollen Blick auf den langen Sandstrand. Aber am schönsten ist die Lagune an sich, ganz breit und glasklares Wasser – Wunderschön!

Es ist schon spät am Nachmittag als wir Port Fairy verlassen und wir haben noch eine ganze Strecke vor uns. Auf alle Fälle wollen wir uns nämlich den „Versteinerten Wald“ anschauen. Wir fahren also nach Cape Bridgewater, einem hübschen kleinen Ort mit einem tollen Strand und einer Seelöwenkolonie (leider kann man nur mit einem Boot hinfahren, die haben aber schon Feierabend oder in einer rund 4-stündigen Wanderung hinlaufen), also direkt weiter zum petrified forest.  Die Aussicht über die Steilküste ist atemberaubend schön! Das Meer donnert tief unter uns an die Felsen, dass die Gischt nur so spritzt. Schon nach einem kurzen Lauf stehen wir an der gesuchten Sehenswürdigkeit. Entgegen des Namens handelt es sich nicht wirklich um versteinerte Bäume, sondern um eine weitere spezielle Kalksteinformation. Durch Erosion sind im Laufe von Jahrhunderten Gebilde entstanden, die eben so aussehen wir versteinerte Bäume. Da die Sonne schon recht tief steht wirft sie ein weiches Licht auf die Steine und wir staunen wie verzaubert.

Unsere heutige Unterkunft ist ein bisschen skurril! Es handelt sich um ein ehemaliges Gefängnis, das in ein Hostel umgebaut worden ist. Die Zellen beherbergen jetzt die zahlenden Gäste und obwohl natürlich vieles renoviert und gemütlich gemacht wurde blieb doch einiges auch erhalten. Beispielsweise wurden die stabile Zellentüren aus Metall als Zimmertüren belassen – glücklicherweise lassen sie sich jetzt aber auch von innen öffnen. Der grosse ummauerte Hof wurde leer und kahl gelassen und man kann sich problemlos vorstellen, wie die Strafgefangenen, die hier einsitzen mussten hier ihren Hofgang absolvierten.

Sehr erstaunlich finde ich, dass das gesamte Areal energetisch „sauber“ ist. Eigentlich müsste hier eine schwere Energie zu spüren sein, denn hier gab es ja viel Leid und sicher auch einige Todesfälle. Diese schwere Energie kann ich normalerweise gut spüren aber hier ist nichts davon. Und wir können auch alle drei gut schlafen. Am nächsten Morgen klärt sich das Geheimnis als wir den Besitzer kennenlernen und er uns erklärt, dass er regelmässige Reinigungsrituale abhält. Ausserdem gibt es einmal pro Monat ein grosses Barbecue, wo sich ortsansässige Aborigenes und Weisse treffen, um miteinander zu essen und zu feiern. Er möchte damit einen kleinen Beitrag zur Völkerverständigung leisten. Wir bedauern sehr, dass wir an diesem Ereignis nicht teilnehmen können, aber unser Weg geht weiter.

Den Vormittag verbringen wir aber noch hier im Ort – Mount Gambier – und bestaunen den „Blue Lake“, der wirklich absolut unglaublich blau ist! Ein kleiner, ziemlich tiefer und sehr malerischer See in einem erloschenen Vulkan – Prädikat: sehr schön! Als nächstes fahren und wandern wir zu einem hohen Aussichtsturm hoch, von dem aus wir den blauen und den direkt daneben liegenden grünen See sehen können. Den schauen wir uns natürlich auch noch aus der Nähe an und fahren dann hinunter bis an die Küste. Kreuz und quer durch plattes Farmland mit einem Zwischenstopp am einzigen Hügel weit und breit. Wir wandern hinauf und können hier einen kompletten kreisrunden Vulkankrater bewundern und haben ausserdem eine wundervolle Rundum-Aussicht. Eine schöne Belohnung für die schweisstreibende Anstrengung bei sicher kanpp dreissig Grad bergauf zu laufen. An der Küste angekommen stellt sich das Hafenstädtchen als eher klein und unspektakulär heraus aber wir finden ein hübsches Restaurant und verwöhnen uns selbst mit einem äusserst leckeren Mittagessen.

Mittlerweile ist es so ungefähr vier und wir sind noch keinen Kilometer voran gekommen! Jetzt aber hopp und los und ein bisschen Strecke machen! Also los…..unser nächster Halt heisst Robe. ein kleines Küstenstädtchen, das uns von mehreren Einheimischen wärmstens empfohlen wurde. In Robe angekommen ist der Tag schon auf dem Rückzug und die Schatten werden länger, die Touristeninfo ist schon zu und so beschliessen wir, im Café (du erinnerst dich? Koffeinlevel oben halten?!) nachzufragen, was denn das Besondere an Robe ist. Hier kommt das „Robe-Café-Theater“ in Originalfasssung und ungekürzt:

  1. Akt:

Hi! How are you? (Hallo, wie gehts?)

I am good, thanks. Can I have a large Cappuccino to go, please? (Danke gut. Kann ich bitte einen grossen Cappuccino haben?)

Oh, so sorry! The coffeemachine is not on duty. (Oh, das tut mir leid. Die Kaffeemaschine ist nicht im Dienst)

?????????

2. Akt:

Hi! How are you?

Good, thanks. A large Cappuccino, please.

Ok, right. That’s 5,80 Dollar, thanks. (Ok, das macht dan 5,80 Dollar. Danke)

Bezahlung erfolgt.

This is your number. It’s gonna take about 10 to 15 minutes for your coffee as we are very busy, you see.

???????

Als Auskunft, was es denn in Robe so Tolles zu tun gibt bekommen wir in beiden Läden unisono die Antwort:

You can go to the beach…… and to the cliff. (Ihr könnt an den Strand gehen und ans Kliff.)

……and you can eat really good fish. (Und ihr könnt richtig guten Fisch essen.)

….and you can go to the library! (Und ihr könnt in die Bücherei gehen!) Die allerdings bereits seit über einer Stunde geschlossen ist (Anmerkung der Autorin und halb totgelachten Mitreisenden)

Wir besuchen tatsächlich noch das aussergewöhnliche Kliff und stören dabei eine Gruppe von Ansässigen, die dort ein grosses Pizzagelage veranstalten. Ganz entgegen meinen bisherigen Aussie-Erfahrungen werden wir nicht eingeladen teilzunehmen und bekommen auch kein Bier angeboten. (Ich persönlich glaube ja, dass das alles Ausserirdische waren in Robe……) 😉

Als wir diesem Städtchen endgültig den Rücken zuwenden, ohne herausgefunden zu haben, was es denn hier nun soo Tolles hat und gibt, sehen wir noch ein grosses Banner über die Strasse gespannt: „Get the ROBE APP“ – kein Halten mehr! Nur noch Wiehern und nach Luft japsen und Lachtränen im Auto. Robe hat sich für immer unvergesslich in unsere Erinnerungen geprägt und eine unerklärliche Leidenschaft für australische Büchereien in uns geweckt.

Auf dem Weg nach Kingston, das ist unser heutiges Ziel und noch ziemlich weit weg werden wir von einem wundervollen Sonnenuntergang mit gleichzeitigem Vollmond aufgehalten. Wir machen einige Fotos und wieder einmal beneide ich meine beiden Freunde um ihre tollen Spiegelreflexkameras.

Mittlerweile ist es ganz dunkel und wir fahren noch immer kilometerlang durch Kiefernplantagen, wie schon seit gefühlten Ewigkeiten. Der exzessive Holzbau in Australien ist der Hammer, aber das erzähle ich dir ein anderes Mal, sonst wird dieser Bericht noch länger als eh schon. Es ist also dunkel und wir sind inzwischen auch schon ganz schön kaputt. Endlich kommt unser Etappenziel mit dem königlichen Namen in Sicht und mit einem erleichterten Seufzer steigen wir aus dem Auto, schnappen unser Gepäck und betreten das Hostel. Da ist erstmal keiner, aber das schreckt uns nicht, ist es doch schon öfter so gewesen. Wir gehen in die angeschlossene Bar, in der reges Stimmengewirr zu hören ist. Als wir drei, fremd, abgekämpft und hoch bepackt den Raum betreten erstirbt erst einmal jegliches Gespräch und alle (scheint eine Gruppe zu sein, die da beim Abendessen sitzt) schauen erstaunt zu uns rüber. Dann erfolgt ein grosses Hallo! und wer? woher? und wohin? müssen erst geklärt werden bevor wir uns zu dem grinsenden Barkeeper vorarbeiten können.

Wir bekommen unsere Zimmer, bereiten uns noch ein Abendessen zu und fallen dann recht schnell in unsere Betten. Am nächsten Morgen regnet es in Strömen, was den etwas trostlosen Eindruck, den wir von unserem Hostel und dem Städtchen haben noch vertieft. Die Weiterfahrt vorbei an etwas übelriechenden Wattlandschaften (bei Ebbe) und weiteren kilometerlangen, kerzengerade geoflanzten Kieferplantagen und flachen, gelben Feldern wird lediglich von den Pelikanen etwas aufgelockert, die in grossen Schwärmen und strikter V-Ordung am Himmel entlang ziehen.

Mitten im Nirgendwo halten wir an einem dieser bereits früher beschriebenen Tausendsassa-Läden für unseren morgentlichen Kaffeenachschub. An der Kasse arbeitet eine junge Deutsche ihre Tage ab, um ein weiteres Visum zu bekommen (zum Verständnis: man kann bis 35 ein Work&Travel Visum für ein Jahr bekommen, aber eben nur einmal. Viele möchten aber gerne noch bleiben und so hat die australische Regierung eine Regelung geschaffen. Du musst mindestens 88 Tage lang eine bestimmte Art Arbeit (Farm) machen und kannst dann ein weiters Jahresvisum beantragen. Dieser Laden hier ist soo weit ab vom Schuss, dass die Arbeit hier gilt!!). Das beschäftigt uns noch eine ganze Weile, denn die Gegend hier ist wirklich mal strunzlangweilig und bis zum nächsten Strand sind es 60 km! Und sonst ist hier auch gar nichts. Ich möchte mal sehen, was passieren würde, wenn man so eine Arbeit den jungen Menschen in ihren jeweiligen Heimatländern zumuten würde……..(ein Schelm, wer Böses dabei denkt!)

Heute kommen wir in Adelaide an! Ich habe mit der Dame aus Adelaide kontaktet und ihr jede Möglichkeit gegeben, aus ihrer Einladung zu entwischen, aber sie freut sich auf uns und so nehmen wir die Einladung an und freuen uns auf sie. Wie erwartet ist Adelaide eine grosse Stadt und das Fahren ist anstrengend, zumal wir mit dem Handy GPS fahren und die Uschi immer wieder Aussetzer hat. Letztendlich drehen wir ihr den Saft ab, nutzen nur die Karte und finden tatsächlich die richtige Adresse. Ein flaches Haus in einer ganz normalen Wohngegend, etwas am Rande der Stadt gelegen. Sieht gut aus! Wir klingeln.

Die Tür geht auf und da steht unsere Gastgeberin und strahlt über das ganze Gesicht. Sie ist ein bisschen aufgeregt, was voll sympatisch rüberkommt. Wir haben zwei schöne Gästezimmer und unser eigenes Bad und das ganze Haus ist total schön eingerichtet, geschmackvoll und voller Kunst (Hab ich schon gesagt, dass unsere Gastgeberin Künstlerin ist?) Wir trinken erstmal Tee, wie das hier so üblich ist – das sind sie ganz englisch, die Aussies – und lernen uns alle ein bisschen kennen. Dann überaschen wir sie gleich mit unserer Adelaide – Musiker – Bekanntschaft aus den Baumwipfeln und sie freut sich darauf, mit uns hinzugehen.

Sie chauffiert uns mit ihrem Wagen zum Ort des Geschehens, wir holen uns Getränke an der Bar uns suchen uns ein Plätzchen in Bens Nähe (Ben Ford – Davies (klick) ist der Künstler). Und schon geht es los! Er freut sich sichtlich, uns zu sehen und begrüsst uns sogar auf deutsch. Auch seine Freundin begrüsst uns und dann hören wir alle der Musik zu. Er spielt bekannte Songs, z.B. Cat Stevens  und auch selbst geschriebene. Die meisten der Gäste scheinen ihn persönlich zu kennen und das Ganze hat fast so etwas wie Wohnzimmercharakter. Er trinkt nebenher ein Weinchen, um seine Stimme zu ölen und lädt auch einmal einen seiner Freunde zu einem Duett ein. Alles sehr unkompliziert und schön, gute Musik, nette Leute, tolle Stimmung! Und dann kommt auch noch heraus, dass seine Freundin heute Geburtstag hat und es gibt eine Torte und alle singen Happy Birthday. Wir bekommen auch Torte und es wird angestossen und viel gelacht und sie erzählt uns auch noch prompt, wie sich das junge Paar kennengelernt hat. Herrlich!!

Am nächsten Morgen – hach, was haben wir gut geschlafen! – fahren wir nach einem ausgiebigen Frühstück in die Stadt und geben unseren Mietwagen ab. Anschliessend bummeln wir ein wenig herum, besuchen eine Ausstellung mit zeitgenössischer Aboriginekunst und schlendern dann in Richtung botanischer Garten. Da sehen wir am Rande des Parks eine Gruppe Aborigines auf dem Grass sitzen, zum ersten Mal seit ich in Australien bin sehe ich mehrere Aborigines! Sollen wir sie ansprechen? Ist das sehr unhöflich? Unschlüssig sehen wir herum, längst sind sie auch auf uns aufmerksam geworden. Die eine Gruppe von fünf Männern ruft etwas herüber und wir beschliessen, jetzt einfach mal weltmännisch offen, vorurteilsfrei und freundlich interessiert zu sein.

Leider stellt sich ziemlich schnell heraus, dass die Männer alle miteinander sturzbetrunken sind und nur einer kann halbwegs artikulierte Sätze bilden. Von einer Unterhaltung kann allerdings keine Rede sein und so brechen wir unsern kulturellen Austausch relativ schnell wieder ab. Schade! Wir sehen die Fünf noch mehrmals im Laufe des Tages überall in der Stadt und immer hat mindestens einer eine Flasche dabei (obwohl in Australien das Trinken von Alkohol auf offener Strasse verboten ist). Zumindest diese Fünf untermauern das Klischee des arbeitsscheuen, alkoholsüchtigen Eingeborenen.

Am späten Nachmittag kehren wir nach Hause zurück und machen uns daran, ein schönes Abendessen für unsere Gastgeberin und uns zu kochen. Wir haben einen sehr gemütlichen und harmonischen Abend zusammen. Sie erzählt uns etwas über ihre Kunst, sie ist nämlich sehr vielseitig und über die sogenannte Pinhole-Fotografie, von der ich noch nie etwas gehört habe – sie hat allerdings einige beeindruckende Bilder im Haus hängen und wenn du weisst, wie sie die macht……Hammer!! Hier geht’s zu ihrer website, falls du mal gucken willst.

Heute morgen ist super schönes Wetter und so beschliessen wir, einen langen Strandspaziergang zu machen. Wir machen uns alle vier auf den Weg und wandern in Richtung Stadt. Der Ozean ist heute ziemlich friedlich und die Wellen plätschern ans Ufer, ein bisschen Wind zerzaust uns die Haare und die Sonne scheint und wärmt – perfekt! Und wir laufen und laufen und es ist echt weit! Schliesslich kommen wir dort an, wohin unsere Gastgeberin uns führen wollte: an einen ziemlich grossen Flohmarkt, wo es auch Futter gibt. 😀 Und dann kann man von hier aus eine Bootsfahrt machen über den Fluss und durch das riesig grosse Hafenbecken zum Delphine gucken!! Jaaa!! Wir sind gleich begeistert, aber leider stellt sich heraus, dass das Boot heute nicht fährt. Na ja, schauen wir halt den Flohmarkt an……

Aber was so eine australische Lady ist, die lässt sich nicht lumpen! Hat sie doch mal schnell ihren Freund angerufen und ihn belatschert, dass er uns mit seinem Segelboot rausfährt! Und der Gute kommt uns tatsächlich abholen, fährt mit uns in den Segelclub und von dort hinaus und herum und kreuz und quer, solange bis wir tatsächlich zwei Delphine sehen, die in kurzer Entfernung schwimmen!! Und auch sonst ist die Bootsfahrt ein echter Knaller und in keinster Weise mit meiner letzten Segeltour zu vergleichen (wer sich erinnern mag). Das geschmeidige Dahingleiten auf ruhigen Wasser, die Sonne im Gesicht und einen kühlen Drink in der Hand – hmmmm, das finde ich auch klasse!! Wir alle geniessen diesen unverhofften Luxus sehr und bedanken uns überschwenglich bei unserem Kapitän.

Am Abend lässt es sich unsere Gastgeberin nicht nehmen, für uns aufzutafeln! Mit Sekt und Wein und jeder Menge leckerem Essen sitzen wir auf der Terrasse und lassen es uns so richtig gut gehen. Keiner will ins Bett gehen, denn es ist unser letzter Abend hier und wir sind ein bisschen wehmütig….. Aber es nutzt ja nix, die Reisenden ziehen weiter mit wundervollen Erfahrungen und einer Freundin am anderen Ende der Welt beschenkt. Diese nimmt uns noch mit in ihr Atelier, schenkt jedem von uns zum Abschied ein Miniaturbild von ihr gemalt und fährt uns auch noch zum Flughafen. Eine wirklich beispiellose und mehr als grosszügige Gastfreundschaft, die mich fast sprachlos macht und die ich mit tiefempfundener Freude und Dankbarkeit genossen habe.

Wieder gibt es Tränen beim Abschied.