Dein Selbst – Wert
Woran machst du deinen persönlichen Wert fest? Woher beziehst du dein Selbst-Wert-Gefühl?
Noch immer wird der persönlich Wert eines Menschen vor allem daran abgelesen, was er macht und was er hat. Eine steile Karriere, ein dickes Bankkonto, ein teures Auto und natürlich das Eigenheim sind Garanten dafür, dass du in der Gesellschaft gut angesehen bist. Und wenn alle anderen dich gut finden, dann findest du dich selber wahrscheinlich auch gut.
Im Umkehrschluss bedeutet dies aber, dass du wenn du bloss in der Fabrik arbeitest, kaum bis zum Monatsende kommst, ein 10 Jahre altes Auto fährst und in einer Zwei-Zimmer Mietwohnung lebst, von der Gesellschaft als weniger wert angesehen wirst. Dann bist du kein Überflieger mehr, sondern höchstens noch Durchschnitt. Wenn du dann auch noch deinen Job verlierst dann hast du es endgültig zum Versager geschafft. Alle anderen finden dich nicht gut und daher findest du dich wahrscheinlich auch nicht gut.
Ein Dilemma, nicht wahr?
Da wird dein ganzen Leben aufgrund deiner finanziellen Situation beurteilt. Und da du über Jahre und Jahrzehnte gelernt hast, dass die Meinung der anderen wichtig ist, hast du kaum eine andere Möglichkeit, als die, dich selbst ebenfalls als das wahrzunehmen, was „die Gesellschaft“ über dich denkt.
Was wäre denn aber nun, wenn du dich entschliessen würdest, dein Leben aufgrund anderer Werte zu leben? Was wäre, wenn du dir deine Macht zurückholst, deine eigenen Werte findest und lebst?
- Statt Geld verdienen könnte Erfüllung deine nächste Jobentscheidung beeinflussen…….
- Statt Sicherheitsbedürfniss könnte Mut deine kommenden Schritte leiten…..
- Statt Konformität könnte Kreativität dein Leben inspirieren……
Mach dir nichts vor! Du wirst jede Mange Gegenwind bekommen, wenn du das tust! In dem Moment, wo du aus dem etablierten System von Geld verdienen – Konsum – mehr Geld verdienen – mehr Konsum-…… aussteigst, gilst du als Nestbeschmutzer,Hippie, Träumer, Versager, irrealistisch, irrational, unverantwortlich, usw. usw.
Hier ist nun eine wichtige Entscheidung zu treffen und zwar immer wieder auf’s Neue: Welches Kriterium lege ich an mein Leben? Meins oder das anderer? Woher beziehe ich meinen Selbst-wert?
Es geht hier nicht darum, für seinen Lebensunterhalt zu sorgen! Das müssen wir alle irgendwie. Aber brauchst du unbedingt drei Fernseher? Und müssen deine Schuhe und deine Klamotten von einem teuren Markenhersteller sein (wo du doch genau weisst, dass der auch in Bangladesh herstellt und du meist viel Geld dafür bezahlst, für diese Marke Werbung zu laufen)? Bist du durch dieses Kosumverhalten glücklicher? Kaufst du diesen oder jenen Artikel weil es dich glücklich macht, ihn zu benutzen? Oder kaufst du ihn, weil alle einen haben (Beispiel teure Mobiltelefone).
Wie war das als du in deiner Ausbildung/ in deinem Studium warst? Du hattest eigentlich nie Kohle und trotzdem – die meisten von uns sagen, es war die beste Zeit ihres Lebens…..
Du warst voller Illusionen, glaubtest daran, die Welt verändern zu können, hattest jede Menge Spass mit deinen Freunden, lebtest in einer Minibude mit Möbeln aus Obstkisten und hast dir meistens ganz wenige Sorgen gemacht. Du hast Musik möglichst laut erlebt, wolltest bei Liebeskummer sterben und hast ganze Nächte durchgequatscht…….(Wann hast du das letzte Mal so intensiv gelebt???)
Heute sind die Illusionen bei Vielen den täglichen Sorgen gewichen. Niemand glaubt mehr daran, dass er selbst machtvoll ist und die Welt verändern kann. Unsere Wohnungen stehen voller teurer Möbeln und unsere Ansprüche sind immer weiter gestiegen, was „man“ alles braucht – der Lebensstandart ist wichtiger geworden als das Lebensgefühl.
Gestern las ich in einem Buch sinngemäss: „Warum verlieren die meisten Menschen ihr Feuer wenn sie erwachsen werden?“ Ich gebe diese Frage hiermit an dich weiter. Für mich gibt es viele Facetten einer möglichen Antwort – heute habe ich mich auf eine der stärksten Einflüsse, nämlich den der Finanzen beschränkt, aber natürlich gibt es noch sehr viele weitere. Ich bin gespannt, was dir alles zum Thema einfällt…….
Genisse einen wundervollen Tag voller Illusionen!
Deine Nicole
Vielen Dank Nicole für einen weiteren tollen Artikel, der mich emotional sehr berührt und zur Selbstreflexion anregt! Ich selber hatte meine heftigste Selbstwertkrise 2009, als die Wirtschaftskrise Mallorca erreichte, keiner sich mehr was leisten wollte, alle extrem auf Sparen bedacht waren, und das besonders in meinem speziellen Bereich, dem Lerntraining mit dyslektischen Kindern…
Ich war natürlich frustriert und fühlte mich ziemlich selbst-entwertet, weil plötzlich niemand mehr den Wert meiner Arbeit für die Kinder und für unsere Gesellschaft sah und haben wollte … Es folgte ein sehr zähes, „selbstwertloses“ Jahr, in dem ich Jobs als Regalschlichter im Supermarkt oder Autoputzer suchte, weil wenn dich niemand braucht und will, welchen Wert hast du dann in einem sozialen Gefüge? Ich schaffte es aber, mehr oder weniger bei mir zu bleiben, war viel Radfahren in der Zwangsfreizeit, und dachte mir so während der Trainings: es gab bereits so viele Situationen in meinem Leben, wo die „Masse“ einem Trend folgte, den ich nicht als meinen ansah und den ich nicht bereit war mitzutragen. Und ich kam damals, während meiner vieler Drahtseselausritte zu dem Schluß, daß ich eine Aufgabe habe, von deren Wert ich überzeugt bin und daß ich nichts anders will, als diese zu leben. Es hat mir natürlich die Erfahrung geholfen, schon immer wieder gesehen zu haben, daß kein Geld der Welt das bezahlen kann, was ich für die zukünftige Entwicklung der Kinder in Gang bringen kann – also doch einen wertvollen Beitrag zu leisten imstande bin, auch wenn er momentan nicht geschätzt und verstanden wurde. Klingt überheblich – über-selbstbewertend? Wünsche mir, daß es so rüberkommt: hatte heftige Selbstzweifel, habe mich mit ihnen auf meine Art auseinandergesetzt, denn der Zweifel ist ja eigentlich nur der kleine Bruder der Angst, und es hat danach sehr gut funktioniert. Ich scheine meinen neu erkannten Wert damals verstanden, internalisiert und auf diese Weise authentisch nach aussen getragen zu haben, wie sich heute zeigt. Vorerst, denn die vielen Facetten des Selbstwertgefühls stehen immer neu dazu bereit, von uns entdeckt zu werden. Man kann während seiner Entdeckungsreise auch durchaus über- oder untertreiben, Hauptsache man ist auf seiner Reise …
Lieber Werner,
hab ganz herzlichen Dank für diesen persönlichen und offenen Kommentar! Ich hoffe, viele hier werden ihn lesen und sich durch deine Worte inspiriert und gestärkt fühlen!
Ich gratuliere dir sehr zu deinem Mut, deinem Durchhaltevermögen und deiner Stärke, dass du dich deinen Selbstzweifeln und der Angst gestellt hast, sie überwunden hast und dadurch zu einem bewussteren, stärkeren und reiferen Selbst gefunden hast. Du hast erkannt, dass du – wie jeder Mensch! – unendlich viel zu geben, zu teilen und zu schenken hast und damit bereicherst und veränderst du das Leben von vielen. Ich bin sehr froh, dass es dich gibt und dass du deinem Weg treu geblieben bist auch in schwierigen Zeiten. Frei nach „Avatar“: Ich sehe dich – ich erkenne dich! <3 Danke!!
Liebe Nicole,
ja, ein sehr umfangreiches und interessantes Thema. Selbstwert. Sein und haben. „Haste was, biste was“. Wie du kommst gegangen, so wirst du empfangen“. Menschen im Mittelater, die so weing hatten, dass sie keine Steuern bezahlten, wurden als Habenichtse betitelt. Sie gehörten nicht zur feinen Gesellschaft und wurden aus dem Kreis der „Besseren“ ausgeschlossen. Sie gehöretn nicht dazu und wurden dementsprechend schäbig behandelt. Streben wir deshalb so sehr nach Anerkennung, nach äußeren Werten, nach Prestige und Statussymbolen, damit wir gut behandelt werden und dazugehören? Damit uns nie wieder jemand schäbig behandelt? Verdienen wir nicht alle Respekt und Anerkennung, egal was und wer wir sind und was wir tun? Was ist der Unterschied zwischen einem Altenpfleger und einem Spitzenfussballer? Was wird höher honoriert und anerkannt? Die Antwort darauf weiß jeder für sich selbst. Ich finde, jeder ist für sich selbst verantwortlich, jeder bestimmt selbst, wie groß das Stück Kuchen sein darf, das er sich selbst gönnt. Alles darf sein, alle hat gleich Gültigkeit.
Liebe Brigitte,
ich danke dir sehr für deinen Kommentar! Ja, ich bin sicher, dass wir soviel Wert auf Besitz und Konsum legen, damit unser innerstes Bedürfnis nach „dazugehören“ befriedigt wird. Mittelalter stimmt sicher, aber wir können ruhig bis in die Steinzeit zurück gehen: ein Mensch, der von seinem Clan ausgestossen wurde konnte nicht überleben. Er wurde entweder von rivalisierenden Clans getötet oder von einem Säbelzahntiger gefressen. Dieses Wissen (zu meiner Gruppe zu gehören = überleben) ist bis heute in unserem Energiefeld aktiv. Ganz physisch im sogenannten Reptiliengehirn, dem ältesten Teil unseres Gehirns, das u.a. für die Überlebensrelexe zuständig ist, sowie auch im gesamten Informationsspeicher der Menschheit (Matrix, morphogenetisches Feld) und beeinflusst damit unsere Handlungen. Dazu kommt noch, dass wir als kleine Babies zu 100% abhängig von unserer Betreuungsperson sind – wir lernen in den ersten Stunden oder Tagen unseres Lebens wie schmerzhaft es ist, allein gelassen zu werden und wie wundervoll es sich anfühlt, wenn wir angenommen werden und uns jemand Aufmerksamkeit schenkt. Jede einzelne unserer Zellen hat diese Informataionen gespeicher.
Heutzutage wird das Wissen um diese menschlichen Funktionsweisen meisterhaft genutzt in Schulen, Politik, Medien, Werbung, Firmen, Familien, Partnerschaften……..um uns alle „zu etwas zu kriegen“. Beispielsweise dazu, Dinge zu konsumieren. Die Botschaft, die unterschwellig vermittelt wird lautet: Kaufe dieses Produkt und du gehörst zu uns. Wenn du nicht kaufst, dann gehörst du nicht zu uns (wir schliessen dich aus). Unser ursprünglichster Instikt „weg von“ = Schmerz vermeiden ( ausgeschlossen werden) und „hin zu“ = Lust gewinnen (dazu gehören, angenommen werden) wird hier bedient.
Wer diese Zusammenhänge erkannt hat und für sich als stimmig integrieren konnte kann nun eine Wahlt treffen und hinter den Vorhang schauen: wer ist der Mensch hinter dem Status? Mag ich ihn? Mag ich ihn nicht? Dann kann echte Begegnung stattfinden und spannende Dinge können geschehen.
Ich danke dir, für deine Denkanstösse!