Cook Islands – Rarotonga
Boah Mann, ist das aufregend! Ich fliege auf die pazifischen Inseln! In die Südsee!!! Irgendwie hätte ich nie gedacht, dass ich da mal hin komme! Und jetzt geh ich ganz locker über den Finger in die Air NZ Maschine als wäre es das Normalste der Welt. Irre!!
Ist mein erster Flug mit dieser exklusiven Fluggesellschaft – ich bin gespannt auf den Sicherheitsfilm! Air NZ hatte viele Jahre ein den „Herr der Ringe“ – Filmen nachempfundenes Video für die immer gleichen Belehrungen (sehr wichtig, keine Frage aber wer schaut denn wirklich noch hin?) Den gibt’s nicht mehr aber das Surfer – Natur – Promo – Halbdoku – Video ist auch sehr sehenswert. Und alle schauen zu! Warum nur gibt’s bei anderen Fluggesellschaften bloss so ein langweiliges, oft auch noch computeranimiertes 08/15 Video? Klar, dass da keiner guckt. 😉
Ich komme nachts spät in Rarotonga an, schon nach Mitternacht. Die Luft ist weich und warm – tropisch. Der winzig kleine Flughafen wird kurz von den Passagieren des Jets überrollt, aber die polinesischen Angestellten lassen sich davon nicht weiter aus der Ruhe bringen.
Bei der Einreise nehmen sie es allerdings dann ganz genau. Die etwas ruppige Dame der Immigrationsbehörde will einen schriftlichen Beweis für meinen Ausreiseflug, die Nennung von Datum, Uhrzeit und Flugnummer reicht ihr nicht. Die Schlange hinter mir wird lang und länger. Auf meinem Handy ist die Buchung auch schon nicht mehr angezeigt, also muss ich meinen Laptop aus dem Rucksack fischen. Batterie leer. Ups, jetzt krieg ich aber doch einen kleinen Adrenalinschub! Ich krame nach Ladekabel und Adapter, die ruppige Dame schaut nun schon echt richtig grantig und irgendwie komme ich mir gar nicht willkommen vor. Da knallt sie mir den Stempel in den Pass und wedelt mich hinweg. Hu, nix wie den Pass geschnappt und ausser Sichtweite, bevor sie es sich anders überlegt. 😉
Am einzigen Gepäckband sitzt ein älterer Mann im Hawaii-Hemd und spielt auf einer Ukulele Aloha-Musik. Hmmm…… so richtig willkommen fühl ich mich jetzt aber trotzdem immer noch nicht.
Als ich durch die Tür komme steht da, wie überall auf der Welt eine Menschentraube von Wartenden. Viele haben Blumenkränze in der Hand. Da niemand ein Schild mit meinem Namen oder dem Namen meines Hostels hochhält stelle ich mich ein wenig abseits und schaue den Leuten beim Begrüssen zu. Da wird gelacht und geweint und geherzt und gedrückt. Die Frauen bekommen die Blumenkränze. Schön ist das!
Von meinem Taxi, Transfer, Shuttle ist noch immer nichts zu sehen. Einer der Fahrer spricht mich an, bestätigt mir, dass mein Bus noch nicht da ist. Nach einer gefühlten Ewigkeit – es ist einfach scheusslich, nachts auf einem fremden Flughafen in einem fremden Land im wahrsten Sinne des Wortes „bestellt und nicht abgeholt“ herum zu sitzen – watschelt eine ziemlich dicke, leicht ungepflegt aussehende Polinesierin auf mich zu, stellt sich als meine Wirtin vor, dreht sich wieder um und watschelt voraus zu einem Van. Der hat auch schon bessere Tage gesehen – meine Güte! Meine eh schon niedrigen Erwartungen in puncto Unterkunft sinken.
Wir laden noch ein paar weitere Gäste ein (die schauen auch alle nicht so ganz glücklich) und brausen dann mit 50 km/h (das ist die erlaubte Höchstgeschwindigkeit hier :-)) durch die Nacht. Nach rund fünfzehn Minuten sind wir da. Was mir als echt polinesische Gastfreundschaft verkauft wurde entpuppt sich als das mieseste Hostel ever! 🙁
Auch bei näherem Hinsehen am nächsten Morgen wird es nicht viel besser. Die Zimmer sind klein, zwei bis vier Metallbetten mit durchgelegenen Matratzen und dünn gewaschenen Bezügen und ein kleines Regal sind die ganze Einrichtung. Ein altersschwacher Ventilator soll für Kühlung sorgen. Alles ist ein bisschen angeschmutzt, fadenscheinig, abgewohnt. In der schmutzigen, nur minimal eingerichteten Gemeinschaftsküche gibt es nur wenig Geschirr, fast kein Besteck und die Pfannen will man eigentlich lieber gar nicht benutzen. (Im Laufe meines Aufenthaltes hat übrigens ein deutscher Gast eine Menge Geschirr und Besteck gekauft und aus eigener Tasche bezahlt! Es ging ihm einfach auf den Wecker, jeden Morgen herumbetteln zu müssen, um eine Tasse für seinen Kaffee zu bekommen. Unserer „Gastgeberin“ war’s nicht mal peinlich!) Der Gemeinschaftsraum besteht aus einer überdachten Terrasse mit drei grossen Tischen und wackeligen Plastikstühlen. Der „tropische Garten“ dient gleichzeitig als Parkplatz und umringt das Gebäude in üppigem Grün. Hühner laufen überall herum. Und Hähne! Jede Menge Hähne! Die beginnen so um halb sechs mit einem ultralauten Dauerkikeriki bis auch der Letzte das Schlafen aufgegeben hat. Für den Rest des Tages hörst du dann kaum mehr etwas von den Biestern!
Aber ich bin ja ein positiver Mensch! Also lass ich mir meine Laune nicht vermiesen und mache mich auf den Weg zum Markt, der heute in der Stadt abgehalten wird. Als geeignetes Transportmittel wird hier Roller fahren und Trampen angegeben. Es gibt zwar auch einen Hop-on Hop-off Bus, der den ganzen Tag in beiden Richtungen auf der Ringstrasse unterwegs ist, aber das olle, klapprige Ding wirkt nicht sehr vertrauenserweckend und ich bin ja nun nicht so ein Fan vom Busfahren.
Aprospros Ringstrasse – nicht, dass du jetzt eine falsche Vorstellung bekommst! Es gibt auf Rarotonga eine einzige Strasse, die führt einmal rund um die Insel und ist 32km lang. Zwei Fahrzeuge passen gut aneinander vorbei, alles andere wird aber dann schon knapp. Ein paar Querstrassen gehen ab und führen zu Häusern und Farmen. Du kannst dir das ungefähr so vorstellen: eine eiförmige, kleine Insel mit ein paar üppig grünen Bergen, einer schmalen Strasse am Ufer entlang, einem schönen Strand, einem Riff im Ring um die Insel herum gewachsen, fertig. Es ist idyllisch. Klein. Irgendwie niedlich.
Aber das nur nebenbei. Markt in der Stadt ist angesagt und Frühstück! Da es alle anderen hier auch machen……. stell ich mich halt auch mal an die Strasse, Daumen raus und schwupps, nach ungefähr dreissig Sekunden hält auch schon ein Auto und nimmt mich mit. Klar, kein Problem! Alle fahren heute auf den Markt. Das war jetzt aber mal einfach.
Die Stadt – Avarua – ist eigentlich bloss ein grösseres Dorf, hier leben jedoch die meisten der Inselbewohner. Allerdings ist entlang der Küstenstrasse praktisch fast alles bebaut und es ist für mich erstmal kaum zu erkennen, wo die „Stadt“ aufhört und wo das nächste Dorf anfängt. Es herrscht Leben auf dem Markt, aber kein Gedränge. Neben diversen Souvernirs, Hüten, Blumenkränzen, Coffeeshops, Waffelbäckereien, usw. gibt es einige wenige Obst- und Gemüsestände mit einer minimalen Auslage. Die Preise sind sehr hoch. Eine junge Kokosnuss kostet 5 NZ$, eine Wassermelone 25NZ$.
Die Frauen haben hier übrigens wirklich Blumenkränze auf dem Kopf! Oder wenigsten Frangipaniblüten im Haar. Also richtig so, wie man es auf kitschigen Hotelprospekten oder im ZDF zu sehen kriegt. Keine einzige Frau läuft ungeschmückt herum. Selbstverständlich passen sich die meisten Touristinnen sofort an – welche Frau möchte auch nicht mit Blumen im Haar geschmückt sein!?! 😀 😀
Ich besorge mir erstmal ein Frühstück und kaufe Bananen und eine Papaya. Dann versuche ich mein Glück noch im Supermarkt und bin restlos geplättet. Ein Kilo Haferflocken kostet rund 5€, Müsli 7,50€, ein Kilo Tomaten oder Paprika kosten 15€ und ein 500g Päckchen Nüsse 10€. Insgesamt ist das Angebot an frischem Obst und Gemüse mehr als übersichtlich. Selbst Dinge wie Reis oder Nudeln kosten rund vier- bis fünfmal soviel wie in Europa! Relativ günstig zu bekommen ist junk food jeder Art, das einzige Brot das es gibt ist Toast (kenn ich ja schon von AUS und NZ). Was soll ich hier bloss essen???
Etwas vor den Kopf gestossen kaufe ich halt trotzdem das Nötigste ein – essen muss man schliesslich – und gehe zur Kasse. Vor mir steht eine richtig dicke Polinesierin mit einem randvoll gefüllten Einkaufswagen. Ihre Rechnung beträgt über 1.000 NZ$!!!! Sie bezahlt ohne mit der Wimper zu zucken, in bar.
Von der vielgepriesenen Schönheit der Polinesier habe ich bisher übrigens noch nicht sehr viel gesehen. Die ganz jungen Mädchen ja, die sind sehr hübsch, aber ist das nicht immer und überall so? Die meisten Menschen hier sind fast durch die Bank übergewichtig bis sehr dick, was mich bei der Ernährung von fast food und Softdrinks nicht weiter wundert. Sehr gerne werden auch fish&chips und Pizza gegessen. Und slushies – danach sind alle ganz wild (ist so eine Art Soft-Wassereis, super bunt, super süss und super künstlich). Ausserdem bewegen sich die Insulaner gerne so wenig wie irgend möglich und wenn, dann nur sehr langsam. Es ist halt auch so heiss! 😉 Man kann ständig und immer Leute beobachten, die einfach irgendwo herumsitzen, gerne unter einem Baum im Schatten, Löcher in die Luft starren und einfach nichts tun. Und wenn sie denn dann irgendwohin müssen, dann wird grundsätzlich gefahren. Hier laufen ausschliesslich Touristen. Das scheint den Insulanern einigermassen suspekt zu sein, denn wenn du zu Fuss unterwegs bist, dann hält meist schon nach kurzer Zeit ein Wagen und dir wird eine Mitfahrgelegenheit angeboten.
Aber ich schweife ab……
Wieder auf der Strasse höre ich plötzlich Musik und so gehe ich noch einmal zurück zum Markt. Auf einer kleinen Bühne bieten einige junge Mädchen einen Hulatanz dar, so mit Hularöckchen und Blumen im Haar – das volle Programm! Natürlich werden auch die Gäste eingeladen mitzumachen und der Moderator verspricht dem besten Paar, Eintrittskarten für eine Show. Alle scheinen ihren Spass zu haben und das Gewinnerpärchen freut sich sichtlich.
Ich habe nun aber erstmal genug von der Stadt und mittlerweile ist es auch schon schwüle dreissig Grad warm, daher mache ich mich auf den Rückweg zu meinem Hostel. Mir ist nach Strand und Abkühlung zumute.
Und der Strand ist mal echt schön! Zum ersten Mal realisiere ich wirklich, dass ich jetzt in der Südsee bin. Mann, Südsee!! Echt jetzt?! Ich kann direkt vom Ufer aus losschnorcheln und es gibt einiges zu sehen unter Wasser. Vor allem aber ist das Wasser so schön warm ! 😀 😀 Das vorgelagerte Riff, das die gesamte Insel ringförmig umschliesst hält die grössten Wellen ab und so kann man bei Flut gut ins Wasser gehen. Bei Ebbe allerdings ist das Meer so flach, dass man an dieser Stelle kaum schwimmen kann. Aber am Strand rumfläzen, über’s Wasser schauen und relaxen, das geht immer! 😀
Der kommende Tag ist ein Sonntag, und was macht man sonntags? Man geht in die Kirche. Die Cook Islands sind christlich geprägt, wobei es hier die Mischung macht: alte Maorilegenden verstehen sich offenbar prächtig mit den biblischen Geschichten und irgendwie haben die Leute hier keinerlei Probleme damit, alles irgendwie zu vermischen (wie schön wäre es, wenn auch anderswo mehr Toleranz und weniger Ignoranz gelebt würde). Also, der sonntägliche Kirchgang ist das soziale Highlight der Woche und alle Urlauber sind ausdrücklich eingeladen, dieser religiös-kulturellen Veranstaltung beizuwohnen. Also werfe ich mich in mein einziges Kleid, stecke meine Haare hoch und hoffe, so einigermassen präsentabel zu sein. Die Insulanerinnen putzen sich mal so richtig heraus mit bunten Kleidern, speziellen Hüten und Blumenkränzen.
Der Gottesdienst wird hauptsächlich in Cook Islander Maori abgehalten, was es mit erlaubt, neugierig herum zu schauen und die Leute zu beobachten. Ab und zu streut der Priester ein paar englische Brocken ein, was allerdings kaum auffällt, so stark ist der Akzent. Sowieso wird nicht so viel geredet wie bei uns, sondern mehr gesungen. die Gesänge sind allerdings keine feierlichen, getragenen Choräle, sondern eher eine Mischung aus Alohamusik, Gospel, Pop und langsamem Walzer. Kling komisch? Ist aber so….. 😉
Jedenfall singen alle kräftig mit, zumindest alle, die wach sind. Tatsächlich gibt es einige Leute, die hier erstmal ein kleines Nickerchen einlegen. Hahaha…..muss an der Hitze liegen, denn es ist wirklich sehr warm in dieser Holzkirche und die zahlreichen Ventilatoren kämpfen chancenlos darum, ein kleines bisschen Kühlung zu verbreiten. Nach rund anderthalb Stunden ist die Messe vorbei und insgeheim atmen die meisten der Anwesenden erleichtert auf, Wir schieben uns gemeinsam in Richtung Ausgang und viele der Einheimischen lächeln mich (und auch die anderen Touristen) freundlich an. Am Portal steht der Pfarrer und gibt jedem Einzelnen die Hand, bedankt sich für’s Kommen und segnet einen für die kommende Woche.
Ja, und dann gehts ins benachbarte Gemeindehaus zum allgemeinen Mittagessen! Tatsache – alle Anwesenden werden zum gemeinsamen Essen eingeladen, Ausdrücklich auch wir Touristen. Der Priester sprach die Einladung von der Kanzel herunter aus und wenn ich erst auch noch ein bisschen unsicher war – auf der Strasse sprechen mich mindestens sieben oder acht Leute an, um mir zu sagen, wo es das Mittagessen gibt. Also dann, los! 😀
Es ist ein riesenlanger Tisch in der Mitte des grossen Saales aufgebaut und darauf stehen Platten und Schüsseln, als sei es ein Tischlein deck dich! Rundherum sind Tische aufgestellt, an denen nun alle Platz nehmen. Es gibt eine kleine Begrüssungsansprache und eine Danksagung an die Mitglieder der Gemeinde, die das ganze Essen gekocht haben und dann werden wir Gäste aufgefordert, uns als Erste zu bedienen. Es gibt verschiednene Salate, Hühnchen, Fisch, ein ganzes Spanferkel, diverse Früchte, Kuchen, frittierte Yams, gekochte Bananen und ein paar Sachen, von denen ich nicht weiss, was sie sind. Auf jeden Fall jede Menge Futter!
Ruck zuck ist das Buffet geplündert und an allen Tischen wird geschmaust und gelacht und gemampft. Als ich fertig bin möchte ich meinen Teller in die Küche (?) bringen und vielleicht wenigsten beim Abwasch helfen, doch das wird vehement abgelehnt. Die Insulaner haben da ihr System und wir Ausländer werden hier nicht gebraucht. No, No Madam!
Inzwischen habe ich herausgefunden, dass dieses sonntägliche, gemeinsame Mittagessen jede Woche stattfindet. Was für eine wundervolle Tradition, um Einheimische und Gäste ausserhalb eines Kunde-Dienstleister Verhältnisses zusammenzubringen! Und die Insulaner teilen mit uns Gästen das, was sie am liebsten tun – nämlich essen! 😉 Und wir finden es klasse!! Danke schön.
Eigentlich könnte jetzt alles wunderbar sein, doch leider ist Cyclon Debbie im Anmarsch und obwohl er weit weg ist (vor der Ostküste Australiens) bekommen wir hier trotzdem unser Fett weg. Nämlich tropische Regengüsse am laufenden Band. Will sagen, es giesst wie aus Eimern. Wieder einmal höre ich von den Einheimischen, dass es eigentlich um diese Jahreszeit sonning, trocken und heiss sein sollte und es totaaaaal ungewöhnlich sei, dass es jetzt regnet – nichtsdestotrotz regnet es die kommenden acht Tage mehr oder weniger am Stück.
Zwischendurch kann ich für fünf Tage in ein anderes Hostel ziehen, das zwar nicht wirklich viel besser, sauberer, schöner ist aber wenigstens direkt am Strand liegt. Unter den teuren Strandvillas, die auf hohen Pfählen stehen sind Hängematten festgemacht und da liege ich drin, vertrödele den Tag mit lesen, quatschen, in den Himmel gucken und Nichtstun. Ist jetzt ehrlich gesagt, nicht ganz so, wie ich mir das so vorgestellt habe…….
Schnorcheln kann man nicht, da durch das Wetter die Sicht unter Wasser sehr schlecht ist. Wandern kann man nicht, da die Dschungelpfade sämtlich unter Wasser stehen und so glitschig und gefährlich sind. Und sonst gibt es hier nichts weiter zu tun. Die ganz jungen Leute im Hostel beginnen schon morgens, sich die Kante zu geben und sind meistens schon hinüber wenn der Partybus dann endlich kommt, um sie zum Clubbing abzuholen. (Es gibt rund fünf Bars, die abend Party machen und der Partybus klappert die Hotels ab, sammelt die Leute ein, fährt von Bar zu Bar und dann irgendwann früh morgens wieder zurück zu den Hotels. Big fun für die ganz Jungen!) Nicht so meins……
Dreimal die Woche kann man noch zum abendlichen Night Market fahren. Der wird in Muri Beach, der „Touristenhochburg“ (lach) der Insel abgehalten. Rund zehn Essenstände bieten verschiedene Köstlichkeiten an, wobei fastfood deutlich dominiert. Aber die Atmosphäre ist chillig entspannt und so trifft sich die halbe Insel hier.
Nach fünf Tagen herumsitzen und -liegen in der Hängematte halte ich es nciht mehr aus – ich muss mich bewegen!! Und so starte ich abenteuerlustig eine kleine Wanderung in die Berge. Artig sage ich in meinem Hostel Bescheid, wohin ich gehe (für die Rettung, falls nötig) und dann mache ich mich mutig auf den Weg. Was stört mich schon ein „bisschen“ Wasser???
Allerdings hat meine Regenjacke im Hostel irgendwie Füsse bekommen, wurde wohl von jemandem gebraucht, und so muss ich ungeschützt und schlecht ausgerüstet den Gefahren des Dschungels trotzen. 😉
Tatsächlich hört es gerade auf zu regnen als ich losgehe, was echt nett ist. Der Dschungelpfad ist schnell gefunden und dann tauche ich ein in das üppige Grün des tropischen Regenwaldes. Riesengrosse Blätter, Farne, Palmen, Büsche, Bäume – alles wächst durcheinander und umeinander herum, es herrscht eine Art chaotischer Ordnung, pulsierendes Leben rundherum und ich mitten drin! Herrlich!!
Der schmale Pfad ist schlüpfig und schlecht zu gehen, aber es ist zu keinem Moment gefährlich und so stapfe ich munter immer weiter bergauf und hoffe, dass eventuell die Wolken aufreissen. Doch aus dem Wald dampft es und Nebel, Dunst und Wolken wabern überall um mich herum. Von den Blättern tropft es und irgendwie ist es genauso, wie es im Regenwald sein muss. Wie froh ich bin, dass ich mich aufgerafft habe! (Wenn man eine Weile so vor sich hingammelt, dann wird man irgendwann so faul, dass man sich kaum noch zu irgendetwas motivieren kann – geht dir das auch so? Schrecklich ist das!)
Auch der Rückweg stellt kein grosses Problem dar und so erreiche ich nach rund zweieinhalb Stunden wieder die Strasse. Prompt fängt es an, wie aus Kübeln zu schütten und ich kann mich gerade noch unter das Dach eines kleinen Ladens retten. Ich bin halt doch ein Glückskind!! Und die Besitzerin freut’s auch, denn ich erledige hier gleich noch meinen Einkauf, im Vorbeigehen sozusagen, und ergattere unter anderem einen grossen Beutel frischen Spinat!
Am kommenden Tag muss ich in die Stadt, um Geld zu holen. Ich verbinde das mit einem kleinen Bummel und einer Tasse Milchcafé (daran, dass ich dieses „Abenteuer“ erwähne kannst du ablesen, dass ich mich echt gelangweilt habe…..). Als ich aus dem Café komme und mich gerade zu einem geeigneten Autostopplatz begeben möchte hält ein Wagen neben mir. Ein Einheimischer strahlt mich an und fragt, ob ich mitfahren möchte. Er hat drei kleine Mädchen im Auto und erscheint mir ungefährlich, also steige ich ein und hier beginnt eine ganz besondere Geschichte…..
Der Mann stellt sich als Chanel vor, seine beiden Töchter und deren Freundin sind mal gar nicht schüchtern, sondern fangen gleich an, mich auszufragen. Die sind echt voll nett! Also bisher waren alle Leute, die mich mitgenommen haben super freundlich und trotz der Kürze der Fahrten sind diese Begegnungen mit den Menschen der Insel eines meiner Highlights hier.
Chanel fragt mich, was ich denn heute so mache und als er hört, dass ich keine Pläne habe lädt er mich kurzerhand ein, den Tag mit ihm und seiner Familie zu verbringen. Waaas???
Ich überlege kurz und – sage zu. Vielleicht wird es ja nett?!
Wir fahren erstmal kreuz und quer über die Insel weil er noch einige Besorgungen machen muss und so bekomme ich quasi eine Gratis-Inselrundfahrt. Er fährt sogar extra für mich hoch zum Inselkrankenhaus weil man von dort so einen schönen Blick hat! Dann fahren wir zu ihnen nach Hause, essen Maracujas direkt vom Busch, stehen am wilden Meer und schauen den Wellen zu und reden, lachen, schweigen und backen alle zusammen einen Schokoladenkuchen. Es ist schön! Später fahren wir zu Rosi, der Mutter des dritten Mädchens und holen sie zum Baden ab. Alle gemeinsam fahren wir zu einer riesengrossen Villa, auf halber Höhe am Berg gelegen. Die Besitzer, eine befreundete Familie, sind gerade in Urlaub, aber wir dürfen hier trotzdem baden und vor allem die Kids haben mächtig Spass. Am Abend kocht Chanel für uns alle (inzwischen ist auch seine Frau Kirstie von der Arbeit wieder da) ein richtig leckeres Curry und dann bringt er mich zu meinem Hostel. Was für ein schöner Tag!
Am nächsten Morgen scheint die Sonne! Hurra!! Ich miete mir ein Fahrrad und mache mich auf zur Monster-Inselumrundung. Ich strample los, zu Beginn immer schön an der Küste entlang, sodass ich jederzeit anhalten und einen Badestopp geniessen kann. Irgendwann habe ich allerdings genug vom Autoverkehr und so biege ich einfach mal links ab und fahre ein wenig ins Inselinnere hinein, Hier sieht es gleich ganz anders aus! Kaum mehr Verkehr, bloss ab und zu mal ein Moped. Papaya- und Bananenplantagen, Mango- und Guavenbäume, kleine einfache Häuschen und Hütten – es ist herrlich hier hindurch zu radeln. Die Leute auf den Feldern winken mir zu und Kinder rufen „Hello Hello“ wenn ich vorbei komme.
Irgendwann bin ich dann wieder zurück auf der Ringstrasse und nun kenn ich mich auch wieder aus. Mann, ist das heiss!! Kaum hat der Regen aufgehört brennt die Sonne schon wieder mit unverminderter Power auf die Insel. Mit letzter Kraft fahre ich den halben Berg hinauf zur Villa von gestern, denn eines der Mädchen hat heute Geburtstag und ich hab versprochen, vorbeizukommen. Das kalte Bier, das ich gleich angeboten bekomme tut mal so was von gut!! 😀 Und die Anerkennung für meine sportliche „Höchstleistung“ ebenso……
Am Abend sitze ich in einer kleinen Bar ganz in der Nähe des Hostels mit einem anderen Gast zusammen, wir trinken ein Bier und unterhalten uns. Da kommen wir ins Gespräch mit einem Einheimischen, der hier praktisch jeden Abend sitzt und mit dem Boss des Ladens redet. Er fragt uns das übliche Woher und Wohin und als er hört, dass ich morgen nach Aitutaki fliege und kein Schnorchelzeug habe, da bietet er mir einfach mal seins an! Waas??? Ja, es ginge ja nicht, dass ich ohne Schnorchelzeug da hin fliege und da gäbe es auch keins zu mieten und überhaupt, er hätte genug, da er vermietet und immer für seine Gäste welches hat. Kurzerhand fahren wir mit seinem Moped zu seinem Haus und ich kann mir passendes Schnorchelzeug aussuchen und es ihm dann einfach in ein paar Tagen wieder zurückgeben. Ich bin wieder mal total geplättet, wie hilfsbereit und freigebig die Menschen sein können! Er fährt mich wieder zurück zur Bar und natürlich lade ich ihn auf ein weiteres Bier ein.
Und morgen fliege ich also auf die Nachbarinsel Aitutaki. Mit Schnorchelzeug. 😀
Aber vorher zeige ich dir noch ein paar der wunderschönen Sonnenuntergänge von Rarotonga:
Oh Nicole, ich war 2011 auf Rarotonga. Dein Flug mit NZ wie bei uns damals. Bei uns liefen die Blacks Rugby auf den Bildschirmen und wir fanden die lockerheit so Klasse!!! Michael hat einen extra Roller Führerschein von Rarotonga. Wir sind dann die obere Sunami Straße und danach die normale gefahren. Fanden die Stimmung einfach nur geil… die Menschen waren gut drauf. Leider werden auch hier Alle mittlerweile vom Geld abhängig. Unsere Reise ging dann auch weiter Richtung Aitutaki mit einer hochschwangeren Stuardess, aber dass ist wieder eine andere Geschichte…. Viel Spaß noch und bleib gesund….?
Haha, anscheinend haben wir ähnliche Vorlieben beim Reisen, hm?!
Ich habe auch einen Führerschein von Rarotonga und dahinter steckt eine längere Geschichte, die ich lieber für mich behalten wollte. 😉 Ich erzähl’s dir aber mal beim nächsten Treffen…….
LG, Nicole
Liebe Nicole, es haben mich schon deine Berichte aus Neuseeland in eine andere, faszinierende Welt geführt, aber der aus Rarotonga setzt nochmal eins drauf! Wie vielfältig, interessant und schön doch unterschiedliche, menschliche Kulturen sein können! Die Gesänge in der Kirche finde ich sehr ansprechend, sie haben für mich einen easy rhythm und extreme good vibrations. Also ich bin ein weiteres Mal sehr geflasht vom aktuellen Bericht, danke dir aus ganzem Herzen dafür, und freue mich auf den nächsten. Alles Liebe B&D
Bei einem so tollen feedback bin ich doch gleich mal hochmotiviert, dich mit dem nächsten Artikel zu überraschen, lieber Werner! 😀
Danke Nicole für den wunderschönen Artikel! Für einen Augenblick bin ich zu Dir in die Südsee eingetaucht . Bekomme auch glatt Fernweh …. Ich bewundere Deinen Mut so alleine durch die Weltgeschichte zu gondeln ! Bleib noch ganz lange unterwegs, denn ich hab mich so an Deine Beiträge gewöhnt!
Fühl Dich gedrückt von Angelika
Haha, du bist die Erste, die sagt, ich solle noch lange unterwegs sein! Alle anderen sagen, ich soll bald wieder kommen! 😉
Auf jeden Fall habe ich noch Erzählstoff für ’ne Menge Artikel! Also wenn du hier dabei bleibst, sollte es keine Langeweile geben!
Drück dich zurück!!